3. Februar 2019

Kein Lobbyismus für Kinder

Die Diskussionen um die Themen Masern, Impfen, Verpflichtungen usw. entsprechen auch meinen täglichen Erfahrungen beim Opferschutz; konkret dem Kinderschutz! 

Vielfach empathielos, um nicht zu sagen herzlos, wird über alles Mögliche debattiert, nur nicht über die Kinder und die Familien und die positiven wie negativen Folgen für unsere Zukunft und unsere Gesellschaft!

Im Vordergrund steht in unserer digitalisierten und individualisierten Zeit über allem die „Vernunft“, die die geistige Fähigkeit des Menschen, Einsichten zu gewinnen, sich ein Urteil zu bilden, die Zusammenhänge und die Ordnung des Wahrgenommenen zu erkennen und sich in seinem Handeln danach zu richten meint; soweit eine Definition!

Doch woraus werden Einsichten gewonnen, Urteile gebildet und Zusammenhänge erkannt? Vorwiegend aus „Medien“ und diese „Vernunft“ wird dann mit dem Mainstream – mit der gesellschaftlichen Peergroup – abgeglichen, zur Wahrheit erhoben und viele scheuen sich, mangels z.B. erlernter Konfliktlösungsmodelle, fehlender Handlungsanleitungen, oder nicht oder kaum kommunizierter Haltungen von EntscheidungsträgerInnen, kontroverse Themen zu diskutieren und damit eine neue „Vernunft“ zu generieren.

Ich habe das Gefühl, die Themen Kinder und Familie scheuen manche wie sprichwörtlich der „Teufel das Weihwasser“. Wir reden dafür umso lieber vom Sport, der Kultur, dem Verkehr und der Wirtschaft, aber nicht vom „Menschen“ mit seinen Bedürfnissen, seinen Stärken und Schwächen, den dringenden und zwingenden Erfordernissen zur Stärkung und dem Schutz von Kindern, den Familien und den Kompetenzen der diese Zielgruppen umgebenden MultiplikatorInnen.

Ich bin als Jugendlicher in einer Zeit der autoritären Erziehung groß geworden, d.h. am Beispiel der Stärke eines aufgestellten Blattes Papier, die Grenzen für die Entwicklung eigener Potentiale waren sehr sehr eng; rund 0,128 mm eng!

Heute scheint es gar keine Grenzen mehr zu geben! Am Beispiel des gleichen, aber auf einer Fläche aufgelegten Blattes Papier zeigt sich, Potentiale können und sollen sich entwickeln; aber Achtung: auch hier gibt es Grenzen beim Blatt; entweder 21 cm in der Breite oder 29,7 cm in der Länge. Damit diese Grenzen, z.B. gegenüber Nachbarn, unter Jugendlichen, zwischen Eltern und Organisationen uvm. auch real werden und bleiben, braucht es vor allem eines: Selbstkontrolle und Selbstverantwortung.

An dieser „Selbst- oder Eigenverantwortung“ hapert es vielfach dort, wo „andere“, z.B. die eigenen Kinder, die Partnerin, SchülerInnen und Jugendliche geschädigt werden; durch sexualisierte Gewalt, durch häusliche Gewalt, durch (Cyber-)Mobbing, oder durch andere verletzender Formen der Seele und des Körpers!

Die Familie spielt für unser aller Zukunft dabei die Haupt- und Schlüsselrolle. Das heißt, wir müssen Familien und damit die Kinder stärken, wir müssen die riesigen Heraus- und Überforderungen von Eltern reduzieren, wir müssen den Mut aufbringen, dort wo es – aus welchen Gründen immer – nicht funktioniert, Hilfestellungen verpflichtend anbieten und umsetzen; wir müssen – ob es uns passt oder nicht – die Ärmel aufkrempeln und zupacken!

Denn wenn die Selbstkontrolle und Selbstverantwortung nicht wahrgenommen wird, oder nicht gelebt oder umgesetzt werden kann, werden zum Schaden „anderer“ – vielfach der eigenen Kinder – Grenzen wider jeder Vernunft überschritten!