22. Februar 2019

Verzweiflung eines Vaters

Der Papa eines Schülers einer 4. Klasse Volksschule hat mich heute kontaktiert. Sein Sohn ist Opfer bereits monatelanger Sticheleien, er wird als Arschloch uvm. beschimpft, Opfer verbaler Sprechchöre, z.B „wer ist der Dümmste in der Klasse“ und Opfer körperlicher Misshandlungen, uam.

Das ist die eine Seite der Medaille des an der Seele und am Körper verletzten Kindes, die andere Seite „zeichnet sich“ durch Überforderung, Hilflosigkeit, Ignoranz uvm. aus.

Was ist passiert:
Der Papa hat sich an die Klassenlehrerin gewandt, die hat es der Direktorin mitgeteilt und die hat die beiden „betroffenen“ Schüler zu sich geholt und mit den beiden „geredet“. Die Folge hat sich sofort eingestellt: Der verletzte Schüler wird jetzt zusätzlich als Petzer bezeichnet und noch schlimmer gemobbt.

Die beiden Mütter haben sich zusammengesetzt und beschlossen, dass der Mobber und das Opfer nicht mehr zusammenkommen dürfen; d.h. das bereits sozial ausgeschlossene Opfer wird noch mehr isoliert und das Machtungleichgewicht zugunsten des Mobbers und der Verstärker vergrößert sich.

Gruppendynamischer Prozess
Mobbing ist ein phasenorientierter und gruppendynamischer Prozess (Zwangskontext, Klasse, Peergroup) und der Schutz dagegen muss gleichzeitig auf drei sozialen Ebenen verankert sein: schulische Ebene, Klassenebene, individuelle Ebene; denn nur in einem positiven Klima und Umfeld kann die Sensibilität für die „stillen“ SchülerInnen wachsen.

Das zweitägige Konflikttraining gibt Antworten auf die vier zentralen Fragen:
Wie können PädagogInnen gemeinsam Werte und Regeln vermitteln, Selbstkontrolle stärken und das Recht auf einen störungsfreien Unterricht verwirklichen?
Wie erlernen Schulklassen | Gruppen soziale Spielregeln und einen respektvollen Umgang und wie können PädagogInnen das Zusammenleben gestalten und Beziehung fördern?
Wie können SchülerInnen fair streiten und Konflikte gewaltfrei lösen?
Wie erfahren „Opfer“ Wiedergutmachung und „MoberInnen“ eine konstruktive Konfrontation?

Das sind keine zielführenden bzw. lösungsorientierten Handlungen:

Das „Opfer“ zur Gegenwehr auffordern!
Die Klasse auffordern, das Problem selbst zu lösen!
Nach dem Schuldigen fahnden!
Den oder die „Täter“ bestrafen!
Mit „Täter“ und „Opfer“ gemeinsam über das Problem reden!
Eltern von „Opfer“ und „Täter“ an einen Tisch setzen!
Mit der Klasse das Problem „diskutieren“!
Kurzinformationen, die nur Aufklärung und Wissensvermittlung setzen!
Fehlende Kontrolle nach der Intervention

Emotionalität
Lernen generell und soziales Lernen im Besonderen ist effektiv und veränderungswirksam, wenn die Emotionen der Adressaten – Eltern, Pädagoginnen, SchülerInnen – beteiligt sind. Was uns wirklich betrifft findet unsere Beachtung und die Bereitschaft, Verhalten und Haltungen zu verändern.

Programme – wie Konflikttraining – denen es gelingt emotionale Betroffenheit wie Angst, Wut, Trauer, Spaß und Mitgefühl aufzugreifen, haben gute Chancen, die Schutzfaktoren gegen Gewalt zu stärken.

Studien belegen die Bedeutung der Emotionen zur Entstehung von Kooperation, sozialem Engagement und Toleranz …

… aber wer weiß das schon!

Günther Ebenschweiger
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