März 25, 2019 4:19 pm

Die Anfrage aus der Ukraine

Am Wochenende erhielt ich eine Anfrage für einen Vortrag | Workshop zum Thema Jugendgewalt bzw. -kriminalität aus der Ukraine; ich war überrascht und gleichzeitig stolz darauf, dass meine Expertise so weit reicht.
Wegen der Kurzfristigkeit des Termins und meines praktisch vollen Terminkalenders wurde die Anfrage zu einem weiteren Präventionsthema „vertagt“!

Wie aber sieht es mit dem Präventions-Wissen in Österreich aus?

Ein Beispiel: Ich schreibe vor jedem Präventionskongress jede Ministerin, jeden Minister an – natürlich im Wissen, dass diese Briefe nie eine(n) MinisterIn erreichen werden – und ersuche um eine ideelle Unterstützung; also um Verbreitung der Information im jeweiligen Kontext. Beim letzten Kongress bekam ich dann – wie die letzten Jahre auch – die lobenden, anerkennenden, wertschätzenden Antworten mit dem Hinweis, nicht zuständig zu sein; zuständig sei, so die erste Antwort das Bildungsministerium, bei der nächsten Antwort war es das Innenministerium, dann das Sozialministerium und einmal auch das Gesundheitsministerium.

Hier passt sehr gut das Zitat: „Ich sehe nicht, was ich sehe; ich sehe, was ich weiß!“, denn aus den Antworten ist klar zu erkennen, dass es hier an Präventions-Wissen fehlt!

Das heißt, kaum jemand weiß, dass es mehrere Ebenen – universelle, selektive, indizierte Prävention – gibt;

dass durch das Nichtwissen, kaum jemand den Problembedarf erkennt;

dass wir es dadurch mit massiver Gewalt im Dunkelfeld zu tun haben (die Opfer schweigen nach dem Motto „wer die Wahrheit benennt ist schuldig“ oder das Opfer erwartet durch die gesellschaftliche bzw. politische Reaktion eine Sekundärviktimisierung und

dass aus diesen Gründen auch kaum jemand das Präventions-Potential und den -Nutzen ab- und wertschätzen kann.

Die aktuelle junge Bundesregierung zeigt auch keine großen Präventions-Ambitionen, denn das, was man aus den Medien entnimmt, entspricht weniger einem Präventionsengagement, dafür umso mehr einer Reaktion in Form eines Reparaturmodells.

Daher wieder einmal mein Wunsch an die Bundes-Regierenden:

Es gibt viele tausende Kinder, Jugendliche und Erwachsene – besonders Frauen – die noch nicht Opfer geworden sind und ebenso viele stille junge und erwachsene Opfer, also an der Seele und am Körper verletze Menschen, die auf angemessene Hilfe warten; bitte beginnen wir sie zu schützen, zu stärken und helfen wir allen präventiv und professionell!

Günther Ebenschweiger