November 1, 2019 6:51 pm

Hellfeld: null Prozent

Das Hellfeld bei häuslicher Gewalt beträgt rund 15 %, bei sexualisierter Gewalt in etwa sieben Prozent und bei (Cyber-)Mobbing vermute ich null Prozent.

Ich brauche keine Studien um zu wissen, wie es vor Ort mit (Cyber-)Mobbing aussieht. Seit Jahren bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen (PädagogInnen und Eltern) mit „Sozial-Training“ und vorher auch mit „Medienhelden“ bei MultiplikatorInnen aktiv, sehe ich die „Verwerfungen“ unserer Gesellschaft und – egal an wen man sich wendet – es gibt Unverständnis, Rechtfertigungen, Schuldzuweisungen und kaum proaktives Handeln.

Ich komme gerade wieder von zwei Sozial-Trainings und das, was ich erlebt habe, ist erschreckend und erschütternd zugleich. Massivstes Mobbing an Mädchen, gepaart mit der Hilflosigkeit bzw. Überforderung des Umfeldes. 

Kinder | Jugendliche reagieren fast nicht mehr auf Beleidigungen, bzw. finden das nicht mehr als „Störung“, weil diese Respektlosigkeiten offensichtlich zur täglichen Gewohnheit geworden sind.

Professionalität bedeutet – und da wiederhole ich mich jetzt zum x-ten Mal – akademische und praxiologische Fundierung gleichzeitig, d.h., vom warmen Schreibtisch bzw. Büro aus ist gut reden!

Ja, es wird wieder einmal viel geredet, gefordert, gerechtfertigt und es gibt praktisch kaum Hilfe für die, die es dringend benötigen würden; die Kinder, die Jugendlichen, die Eltern, die KindergärtnerInnen, die PädagogInnen …

Vor Jahren war ich auf einem Kongress in Bochum und saß bei einem Vortrag zum Thema „Interventionsmöglichkeiten, wenn beide Eltern alkoholkrank sind“. Ein Teilnehmer zeigte auf und beschwerte sich darüber, zwar ein Angebot zu haben, aber keiner komme hin. Die Antwort der Expertin war eindeutig: „Dann sperren Sie zu, denn dann passt an Ihrem Angebot etwas nicht; zu weit von der Zielgruppe entfernt, zur falschen Zeit, schlecht erreichbar, wenig Vertrauen …!“ 

Das würde ich gerne auch manchen Organisationen vorschlagen, die Schlagzeilen als Luftblasen, Luftschlösser oder „Schaumschlägereien“ produzieren, wo Prävention draufsteht, aber nicht drin ist und deren „Aktivitäten“ nie und nimmer die Zielgruppen erreichen; oder – noch schlimmer – durch fehlende Kompetenzen (Professionalität) letztlich die MobberInnen stärken und durch Sekundärviktimisierung den Opfern seelischen Schaden zufügen!

LG
Günther Ebenschweiger