15. März 2020
Corona-„Pause“
Rassismus, Radikalisierung und Extremismus neu denken!
Die letzten Wochen waren bei mir geprägt von mehreren zweitägigen „Sozial-Trainings“ gegen Mobbing; zusätzliche Schwerpunktthemen waren: Rassismus, Radikalisierung und Extremismus!
Aus der Forschung wissen wir, dass Jugendliche grundsätzlich über kein | kaum religiöses und politisches ideologisches Wissen verfügen. Trotzdem gibt es Jugendliche, die von Ideologien bereits „infiziert“ sind und versuchen, andere Jugendliche „anzustecken“.
Ein Beispiel:
Bei meiner persönlicher Vorstellung sage ich den Jugendlichen auch, dass ich „Neo-Salafistischer Islamismus“ und „Interreligiöser Dialog“ studiert habe; und erkläre ihnen das auch.
Eine Methode meiner Arbeit an diesen beiden Tagen sind „Assoziations-Übungen“, die die Jugendlichen motivieren, zu verschiedenen jugendlichen, familiären, gesellschaftlichen ua. Themen ihre Meinung, ihr Wissen zu sagen, zu diskutieren und auch Fragen an mich zu stellen.
Themen bei dieser Übung sind beispielsweise Rassismus, Extremismus, Diskriminierung, Religion, Männlichkeit, Frauen, Patriarchat uvm. und dabei beginnen Jugendlichen mir Fragen zu stellen, die in diesen Klassen | Gruppen „diskutiert“ werden.
Diskutiert deshalb unter Anführungszeichen, weil beim Thema Religion ein paar wenige – zumeist männliche Jugendliche – den Koran textgetreu, frauenfeindlich, fundamentalistisch, gewaltbezogen auslegen und grundsätzlich keine Diskussion in der Klasse zulassen. Die anderen Jugendlichen können – weil sie kein | kaum Wissen darüber haben – auch nichts entgegen und sind dann froh, dass ich sie darüber aufkläre.
PS: Das gleiche gilt übrigens auch im Bereich Rechtsextremismus!
Die Folge ist dann, dass teilweise die ganze Klasse „aufatmet“ und an diese Jugendlichen meine Aussagen in etwa „hast du gehört, das stimmt gar nicht, was du uns da sagst“ wiederholen. Die angesprochenen Jugendlichen zücken dann ihr Handy, blättern flugs die Stelle im Koran auf und betonen, dass das so im Koran steht und daher auch stimmt.
Und hier beginnt es problematisch zu werden, weil diese Haltung bedeutet: Abwertung, Absolutheitsanspruch und Antipluralismus und ist gesellschafts- und demokratiepolitisch nicht zu tolerieren!
Mein Vorschlag für die Zukunft
Beim Corona-Virus gilt, dass Infizierte in Quarantäne müssen, sonst droht Ansteckung für andere. Wenn Jugendliche politisch und | oder religiös ideologisiert sind, droht auch hier die Ansteckung.
Deradikalisierung dieser „infizierten“ Jugendlichen ist sicherlich nicht durch ein Zweitages-Training zu schaffen, aber durch die Information der anderen Jugendlichen stärkt man – wie beim Corona-Virus – die restliche Klasse | Gruppe, die wir so vor Ansteckung gegen religiöser und | oder politischer Radikalisierung bzw. Extremismus schützen können.
Aber auch hier gilt:
Nur wenn wir diese Phänomene ganzheitlich, interdisziplinär, ressortübergreifend und gesamtgesellschaftlich begreifen, werden wir diesen „ansteckenden Virus“ zurückdrängen können.
Günther Ebenschweiger
Präventionsexperte
www.mobbing-zentrum.at
www.praeventionskongress.at
www.praeventionspreis.at