17. April 2020

SeniorInnen-Coach

Eine „Kindes-Weglegung“ mit nachhaltigen Folgen

Während meiner aktiven Polizeizeit im Bezirk Jakomini in Graz kam mir die Idee SeniorInnen zu vernetzen, zu aktivieren, zu entlasten, Einsamkeit zu reduzieren uam.

Wie kam es dazu?
Zu dieser Zeit hielt ich über Auftrag der Stadt Graz viele Vorträge zum Thema „Einbruchsschutz“ – insbesondere gegen Dämmerungseinbrecher – in den Grazer Stadtbezirken und darüber wurde auch in den Medien berichtet.

Das führte dazu, dass mich SeniorInnen anriefen und mich baten vorbeizukommen um, wie sie es bezeichneten „ihre Wohnungstür auf Sicherheit zu prüfen“! Mir war nach einigen Besuchen klar, dass es zwar auch um die Eingangstür ging, aber im Vordergrund standen das Erzählen über die Lebenssituation, die Ängste, das Fehlen von Kommunikation, die Einsamkeit und vieles mehr.

Nach einigen Besuchen wusste ich, ich musste eine magenschonende Tablette vorher nehmen, weil die SeniorInnen es gut meinten und den Kaffeefilter der Maschine vollfüllten, sodass der Löffel sprichwörtlich stecken blieb, ich musste hungrig sein, weil sie es als Beleidigung empfunden hätten, wenn ich nicht einen Großteil des selbst gemachten oder gekauften Marmorkuchens aufgegessen hätte und ich musste mir etwa zwei Stunden Zeit für die vielen persönlichen Anliegen dieser Frauen und Männer nehmen.

Das bewog mich, mit ExpertInnen ein Konzept zu verfassen, um die vielen diffusen Ängste, diese Einsamkeit, diese Sinnleere, diese emotionale Betroffenheit, diese Ratlosigkeit, diese sich weggeschoben fühlen, dieses still in sich hinein leiden, dieses Leben in einer „Parallelwelt“ zu überwinden …

… die Idee „SeniorInnen-Coach“ war geboren!

Alle ExpertInnen waren voll Enthusiasmus, ein Konzept (mit-)entwickelt zu haben, dass tausenden SeniorInnen helfen würde wieder aktiv zu werden, sie zu ermutigen, gemeinsam zu kommunizieren und – das Wichtigste – wieder Sinn in diesen Jahren zu sehen.

Aber, es kam – wie so oft – zu einer „Kindes-Weglegung“. Wo immer wir auch das Konzept vorstellten, war anfänglich Zustimmung zu verspüren, aber desto länger darüber nachgedacht wurde, desto mehr „Einflüsterer“ meinten, so was gibt es schon, das brauchen wir nicht.

Deutlich wurde die Angst dieser „Einflüsterer“ eventuell Förderungen oder sogar Macht zu verlieren!

Tatsache ist und bleibt, das Konzept „SeniorInnen-Coach“ liegt noch heute in einer meiner „Schubladen“. Mich stimmt das sehr traurig, weil gerade in dieser aktuellen Situation wäre diese Konzept – ich würde sagen – Goldes wert, um diese Zielgruppe zu unterstützen!

Aber wie sagt ein optimistisches Sprichwort: „Was nicht ist, kann ja noch werden!“

Günther Ebenschweiger