4. November 2020
Extremismus – das Ende des Prozesses
Gerade jetzt wird „auf Teufel komm raus“ darüber diskutiert, warum hat man den Attentäter nicht ausreisen lassen, warum wurde er früher freigelassen, warum wurde er zum Extremisten, obwohl alle gedacht haben, er habe diesen Weg verlassen?
Rechtsstaat muss Rechtsstaat bleiben!
Eines möchte ich den nächsten Zeilen voranstellen. Wenn wir – und da sind insbesondere die EntscheidungsträgerInnen gefragt – den Weg des Rechtsstaates, der Rechtsstaatlichkeit verlassen, haben die Extremisten schon gewonnen.
Ich erwarte mir von ihnen, diese Situation nicht für politisches, mediales „Kleingeld“ zu missbrauchen, d.h., ohne zu bagatellisieren oder zu dramatisieren, über die verständlichen Emotionen hinweg professionell zu handeln.
Radikalisierungsprozesse
Tatsache ist, dass Radikalisierungsprozesse – ich habe gestern darüber auf meinem Blog schon geschrieben – von vielen Faktoren und Facetten abhängig sind und das Leben der Kinder und Jugendlichen prägen.
Wenn das nicht in die Überlegungen einbezogen wird, kommt es zur Selbstethnisierung, d.h. die jungen Menschen ziehen sich in ihre eigene Community, in ihre eigene Welt zurück und können jetzt online stark den extremistischen, gewaltbereiten Strömungen ausgesetzt, wenn nicht ausgeliefert sein. Allerdings sind sie ab jetzt für Bemühungen, diesen Radikalisierungsprozess zu verändern, für uns nicht mehr erreichbar.
Daher wären durch Radikalisierungsprävention als ein Puzzleteil, die Kinder und Jugendlichen gegen Extremismus zu stärken.
Attentäter
Die Basis für einen Radikalisierungsprozess war im konkreten Fall offensichtlich schon vorher vorhanden, sonst hätte er nicht versucht, in den Jihad zu ziehen. Diese Prozesse werden heute mehr denn je über Internetplattformen und Chats angeheizt und sind vielfach auch dem Zugriff rechtsstaatlicher Organisationen entzogen!
Dasselbe gilt insbesondere auch für den Rechtsextremismus und ich bin sicher, wir werden nicht lange warten müssen, bis es auch von dieser extremistischen Seite zu “Gegen-Anschlägen” kommen wird.
Wenn aber die Basis für solche Radikalisierungsprozesse für Kinder und Jugendliche schon besteht, reichen für den Weg zum Extremismus – und hier spielt die Ideologie keine Rolle – auch schon sechs Monate, während die Deradikalisierung Jahre braucht.
LG
Günther Ebenschweiger