5. Januar 2021

Ich würde mich schämen!

Ich war mit fünf weiteren Kollegen als Polizist in Graz sechs Jahr lang „Dauerdienstbeamter“. Wir sechs haben den gesamten operativen Dienst in Graz – das waren damals rund 1000 BeamtInnen – geleitet; vom Einsatzmanagement, Fahndungen, Überstundenkommandierungen, Kommunikation, Pressearbeit uvm. 

Der Vorteil – so wie ich es sehe – war, dass wir permanent den Überblick über die Grazer Situation hatten, die KollegInnen und die Presse uns gut kannten und genau wussten, an wen sie sich bei Fragen wenden und wir darauf aufbauend, zur Sicherheit der KollegInnen und der Bevölkerung konzentriert und rasch reagieren konnten.

Machen wir uns nichts vor, covid-19 zu bekämpfen ist mehr als ein Dauerdienstbeamter zu sein, eine Fliegerbombe zu entschärfen, die Treibgase zu verringern, oder einen Terrorakt zu bekämpfen uuu., weil die Risiken und Aufgaben zwar komplex, aber überschaubar sind, während wir es bei diesem Virus – ich will es nicht verschreien – unter Umständen mit langjährigen, wenn nicht lebenslangen Veränderungen zu tun haben werden, auf die es zu reagieren gilt.

Daher wäre für uns als Bevölkerung wichtig, dass mit einer gemeinsamen Sprache der ExpertInnen gesprochen wird und nicht mit einer politischen Hick-Hack-Kommunikation, kombiniert mit Vorwürfen und Schuldzuweisungen, um die Gunst der Stunde für die Partei bzw. für Wählerstimmen zu nutzen und nicht, um uns Menschen klar, verständlich und unmissverständlich einen gemeinsamen Weg aus dieser Krise zu zeigen.

In der Prävention würde das bedeuten, ich trete auf, um mich in Szene zu setzen, um mich in der Vordergrund zu spielen und mir – symbolisch gesprochen – auf die Schulter zu klopfen; nach dem Motto: „Seht her, wie gut ich bin!“

Ich bin überzeugt, ich könnte Kinder, Jugendliche und Erwachsene täuschen; aber selbst nicht mehr in den Spiegel schauen, denn was ich da sehen würde, würde mir – im Wissen um die kritische Situation in der wie uns befinden – die Schamesröte ins Gesicht treiben!

Günther Ebenschweiger