Januar 3, 2021 12:54 pm

Mein Bedürfnis = meine Entscheidung

Viel wird über das Testen und Impfen für und gegen Corona diskutiert, es wird demonstriert und es wird polarisiert!

Mein Bedürfnis = meine Entscheidung

Hinter allen Corona-BefürworterInnen, -KritikerInnen und -GegnerInnen steckt eines: (m)ein menschliches und (m)ein persönliches Bedürfnis, das zu (m)einer Entscheidung führt!

Die Frage in meiner Präventionsarbeit ist immer – ich nenne das, „das Thema hinter dem Thema zu erkunden bzw. zu erfahren“ – wie ist es zu diesem Bedürfnis gekommen, wodurch wurde es erzeugt, denn dahinter stecken grundsätzlich nicht nur rationale, sondern vor allem auch emotionale Bedürfnisse; und die lässt sich im Sinne von „wegargumentieren“ niemand einfach so „wegnehmen“!

Beispiel Nr. 1

Im Jahr 2016 wurden – angefacht durch die Flüchtlingswelle – die Rufe nach Bürgerwehren groß. Ich wurde gefragt, ob ich dafür oder dagegen bin; weder noch war meine Antwort, denn es stecken immer persönliche Bedürfnisse dahinter, die Antworten brauchen und die es aufzufangen gilt. 

Das heißt, es brauchte für diese emotionalen Bedürfnisse auch die Möglichkeit der Teilnahme, der Mitarbeit, der Entlastung und damit der Chance, zu diesem Bedürfnis eine neue Alternative – wir nennen es „alternatives Narrativ“ – zu erkennen!

Beispiel Nr. 2

Ich habe zum Thema Radikalisierungsprävention mit StudentInnen gearbeitet und sie waren ehrlich genug zuzugeben, dass sie über dieses Thema kaum was wissen, weil in ihren „studentischen Filterblasen“ das Thema kein Thema ist. Das heißt, dass sich Bedürfnisse erst gar nicht gebildet haben und wenn doch, dann über die Medien oder 2. Hand! 

Das heißt, es braucht mehr verständliches und gut erklärtes Wissen, um Antworten auf vorhandene Bedürfnisse geben zu können und dazu zwei Zitate: 

„Wir sehen die Dinge nicht so wie sie sind! Wir sehen sie so wie wir sind!“
„Ich sehe nicht was ich sehe! Ich sehe, was ich weiß!“

Intrinsische Motivation erzeugen

Ich versuche mit meiner Präventionsarbeit eine „intrinsische Motivation“ (ist die innere, aus sich selbst entstehende Motivation eines Menschen: bestimmte Tätigkeiten macht man einfach gern, weil sie Spaß machen, sinnvoll oder herausfordernd sind oder einen schlicht interessieren) zu erzeugen. Das gelingt im Dialog meist dann, wenn ich zum eigentlichen Diskussionsthema ein alternatives Narrativ (neues mögliches Bedürfnis und Ziel) schaffe!

Beispiel Nr. 3

Meine Frau und ich machen gerne in Matrei in Osttirol im Hotel Outside Urlaub; ein familiengeführtes Hotel, sehr persönlich, ausgezeichnetes Essen und viele Sportmöglichkeiten; z.B. Wandern im Sommer!

Der Hotelbesitzer „Sepp“ bietet mehrfach wöchentlich Wanderungen an und so wanderten zwei Paare – ein junges Paar mit hochalpiner Erfahrung – und meine Gattin und ich mit Sepp auch den Großen Zunig, 2.776 m. Obwohl wir unterschiedliche Erfahrungen, körperliche Belastbarkeiten und damit unterschiedliche Bedürfnisse hatten, war es ihm möglich, mit Fingerspitzengefühl, viel Erfahrung und seiner Persönlichkeit für uns alle eine wundervolle Tour zu gestalten; mit dem Ziel „Wir gehen gemeinsam weg und kommen gemeinsam wieder zurück und trotzdem werden unterschiedliche Bedürfnisse befriedigt!“

Beispiel Nr. 4

Ich bin in jungen Jahren mit meinem Kollegen und Freund Edi Hamedl tausende Kilometer durch Europa geradelt und wir haben sogar den Papst mit Audienz besuchen können. Edi war ein Sprinter und er fuhr mit Leichtigkeit auf jeden Berg, ich war dagegen ein Radler, der praktisch stundenlang mit gleicher Geschwindigkeit auch Wind und Regen trotzen konnte. Wir hatten ein Ziel: „Wir fahren gemeinsam weg und kommen gemeinsam wieder zurück oder an und haben trotz unterschiedlicher Bedürfnisse gemeinsam viel Spaß!“

Versuch eines Dialogs

In meiner Präventionsarbeit braucht es Ermutigung und Motivation statt Überzeugung, es wird nicht bagatellisiert und nicht dramatisiert und daher eignet sich das Angebot des DIALOGs ausgezeichnet für Lösungsansätze!

Versuchen wir uns zur Bekämpfung dieses heimtückischen Virus im Dialog darauf zu verständigen, dass es wichtig ist, die Bedürfnisse des oder der anderen zu respektieren, niemandem seine persönlichen und vor allem emotionalen Bedürfnisse schlecht zu machen oder gar wegzunehmen und bitte, gestalten wir unser zukünftiges Leben mit dem Ziel: 

„Wir kämpfen gemeinsam gegen dieses Virus, bleiben gemeinsam gesund, schaffen so gemeinsam wieder mehr Normalität und vor allem eine gemeinsame Zukunft!“

LG
Günther Ebenschweiger