12. Mai 2024
Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern
Ich bin kein Dichter und Schriftsteller wie Hans Christian Andersen, und doch fällt mir immer wieder seine Geschichte „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“ ein, wenn ich die vielen erschütternden Lebensgeschichten von Kindern lese.
So viele Kinder haben mir in den letzten Jahren von ihrer Hoffnungslosigkeit, Perspektivenlosigkeit, Entmutigung, ihren Ängsten, körperlichen und seelischen Verletzungen, aber auch von ihren Wünschen für die Zukunft erzählt.
H.C. Andersen beginnt seine Geschichte mit „Es war entsetzlich kalt…“. Es geht um einen Silvesterabend. In meiner Geschichte geht es leider nicht nur um einen einzelnen Abend, sondern um einen Dauerzustand unserer kalten, ablehnenden, wegschauenden Haltung gegenüber jeglicher Form von Gewalt – sexualisierte, häusliche, erzieherische, rassistische, extremistische usw.
Ich sehe, wie in Andersen‘s Geschichte, viele Kinder vor mir, die körperlich und ganz besonders seelisch betroffen sind. Denen zwar heute niemand Schwefelhölzer abkaufen muss, aber denen wir als Gesellschaft umso mehr menschliche Wärme schenken müssten.
Diese Kinder kauern sich zwar nicht im Freien an die Mauer, aber verstecken sich Zuhause im Bett, oder – wir mir ein Mädchen erzählte – flüchten mit der Katze als Schutz in den Kasten, weinen, haben Alpträume und wissen nicht, wie sie sich „erwärmen“ und schützen können.
Ich kann mir nur immer wieder und immer wieder wünschen:
Zünden wir gemeinsam symbolisch tausende Schwefelhölzchen an und erwärmen mit Menschlichkeit diese Kinder, damit der Satz in der Geschichte „Jetzt stirbt jemand!“ nie Realität wird! Lassen wir nicht zu, dass Kinder durch körperliche und seelische Gewalt so verletzt werden, dass sich ihre Seelen davon nicht mehr erholen können!
LG Günther