30. Juli 2024

Viktimisierung

Bei meinen Trainings verwende ich immer auch den Begriff „Viktimisierung“, denn von Mobbing oder Gewalt betroffene Kinder, Jugendliche – und auch Erwachsene – machen bestimmte Erfahrungen, wenn sie zu Opfern werden. Dieser Prozess wird als Viktimisierung (Opferwerdung) bezeichnet.

Eine Sekundärviktimisierung ist eine zum zweiten Mal erlebte Viktimisierung, die durch „Fehlreaktionen“ des sozialen Nahraums (Familie, Freund:innen, Bekannte, Arbeitskolleg:innen) und auch durch Expert:innen und Institutionen entsteht.

Durch die „Fehlreaktionen“ der Eltern (nicht richtiges Zuhören, keine Zeit haben, unbewusst unpassende und falsche Tipps geben …), der (Elementar-)Pädagog:innen (nicht nachfragen, den Prozess und die Struktur nicht erkennen, zu rasche und unstrukturierte Veröffentlichung der Situation …) und auch von Expert:innen (das nicht Eingehen auf die gruppendynamischen Prozesse, Frontalvortrag, keine Vertrauensbasis schaffen …) resignieren diese Kinder und Jugendlichen und verlieren so das Vertrauen gegenüber ihrem sozialen Umfeld.

Wenn ich von Pädagog:innen mit meinem Training angekündigt werde, entsteht ganz besonders und sofort bei den von Mobbing und Gewalt betroffenen Kindern und Jugendlichen im „Zwangskontext“ Gruppe oder Klasse die Erwartungshaltung, dass ihnen endlich geholfen wird.

Würde ich mich nicht sorgsam und behutsam als Person einbringen und annähern, mir nicht die Zeit für den Vertrauens- und Zutrauens-Aufbau nehmen und anschließend auf Augenhöhe mit professionellen Methoden den gruppendynamischen und dissozialen Prozess bearbeiten, würden diese betroffenen Kinder und Jugendlichen noch mehr das Vertrauen gegenüber anderen Menschen verlieren und neuerlich viktimisiert werden.

LG Günther