10. August 2024

Die erste Elefantengeschichte

In meinen Trainings mit Erwachsenen dürfen Geschichten nicht fehlen; so auch diese:

Eine Stadt, ein Zoo, kein Elefant. Daher wird ein artgerechtes Gehege für einen Elefanten gebaut; doch der Elefant kommt zu früh und so wird ein provisorisches Gehege mit dicken Holzstämmen errichtet. Der Elefant umrundet sein Gehege 20 x 20 x 20 x 20 Meter, bis das artgerechte Gehege fertig ist. Alle Bewohner:innen werden zur offiziellen Eröffnung eingeladen, zwei Kräne heben das provisorische Gehege weg und: der Elefant geht 20 x 20 x 20 20 Meter im Quadrat.

Meine Moral von der Geschichte

Menschen bewegen sich gerne in ihrer Komfortzone und zeigen wenig Bereitschaft in die nächste Zone – die Angstzone – zu wechseln; nicht einmal die große Zehe dorthin auszustrecken.

Eltern zum Beispiel trauen sich oft nicht die Angstzone zu betreten und Kinder auch mit Grenzen zu erziehen oder ihnen als Vorbild beizubringen, wie man Konflikte löst, um ihren Kindern so Selbstkontrolle zu vermitteln, weil sie nicht als schlechte Eltern dastehen wollen.

Pädagog:innen, die sich in der Sandwichposition zwischen Eltern und Schulbehörde befinden, trauen sich oft nicht die Angstzone zu betreten, um von keiner Seite kritisiert und nicht zu schlechten Pädagog:innen erklärt zu werden.

Politiker:innen wiederum verharren ebenfalls in der Komfortzone, um ja nichts falsch zu machen und nicht von anderen Parteien und den Medien kritisiert zu werden.

Zu dieser Geschichte verwende ich dann gerne dieses Zitat von Gottfried Keller aus den „Züricher Novellen“: „Keine Regierung und keine Bataillone vermögen Recht und Freiheit zu schützen, wo der Bürger nicht imstande ist, selber vor die Haustüre zu treten und nachzusehen, was es gibt!“

LG Günther