25. August 2024
Ich möchte gerne gehört werden
Bei meinem letzten Training war spürbar, dass die von Gewalt, Missbrauch und Mobbing betroffenen jugendlichen Mädchen und Buben, über sich und ihr Leben gerne reden und gehört werden wollten.
Als aktiver Zuhörer denke ich mit und versuche mich in meine jugendlichen Gesprächspartner hineinzuversetzen, um auf der Beziehungsebene gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und um einen wertschätzenden Umgang zu praktizieren.
Durch Nachfragen und Paraphrasieren beuge ich möglichen Missverständnissen vor und versuche eine positive Gesprächsatmosphäre zu schaffen.
Dazu brauche ich nicht nur Vertrauen, Zutrauen und Zeit, sondern es funktioniert aus Sicht von Carl Rogers nur, wenn ich als Zuhörer den Jugendlichen ehrliches Interesse, Aufmerksamkeit, Akzeptanz und Verständnis entgegenbringe. Verständnis heißt aber nicht gleichzeitig, dass ich dem Gesagten oder den Gefühlen des Gegenübers zustimme bzw. es akzeptiere.
Wenn die Jugendlichen mir ihre Erlebnisse und ihre Gefühle im Gespräch offen frei erzählen, merke ich sofort eine Entlastung und Entspannung und dabei erinnere ich mich sehr oft an die Aussage von Kristian Ditlev Jensen aus seinem Buch – Ich werde es sagen. Geschichte einer missbrauchten Kindheit: „Jetzt bin ich bereit, es zu sagen. Ich hoffe, die Welt ist bereit zuzuhören.“
Ja, ich bin als „Welt“ bereit aktiv zuzuhören. In solchen Momenten wünsche ich mir, dass wir uns alle mehr Zeit für „Aktives Zuhören“ nehmen und so präventiv die Welt dieser verstummten Kinder und Jugendlichen gewaltfreier machen, denn sie möchten gerne gehört werden.
LG Günther