11. August 2024
Zunehmende Radikalisierung
Radikalisierung ist ein individueller oder kollektiver Prozess, durch den sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene zunehmend vom Werte- und Normensystem einer Gesellschaft distanzieren und durch den sich Ausgrenzungs- und Abwertungshaltungen festigen.
Seit Jahren werde ich von unterschiedlichsten Organisationen mit Radikalisierungsprävention in Mittelschulen, Gymnasien, Berufsschulen, Fachschulen und auch bei Jugend-, Migrations- und Flüchtlingsorganisationen beauftragt.
„An dieser Front“ sehe ich keine Politiker:innen, die mit mir erkennen könnten, dass sich das Thema Radikalisierung zugespitzt hat. Bereits ab der Volksschule bemerke ich Unzufriedenheit und Unmut mit der persönlichen, oft männlichen Situation und die Selbstethnisierung, das ist die Rückbesinnung auf die eigene Herkunft und die der Durchsetzung eigener Interessen dient, ist sehr wahrscheinlich.
Für Extremismus ist auf alle Fälle das Innenressort unmittelbar zuständig, für Radikalisierung sind auf alle Fälle auch die Ressorts Bildung, Familie, Gesundheit und Soziales zuständig.
Das heißt, um Extremismus zu verhindern, müsste Österreich das Thema ganzheitlich betrachten und vor allem mit Radikalisierungsprävention in den Volksschulen starten.
Gleichzeitig bräuchte es niederschwellige Stellen vor Ort, an die Situationen, Aussagen, Handlungen nach dem Motto: „Wenn es problematisch wird?“, gemeldet werden können.
Solange das Thema der Radikalisierungsprozesse praktisch ausschließlich durch einen „versicherheitlichten“ Blick betrachtet wird, solange werden in Österreich die Radikalisierungsprozesse unbemerkt und lautlos weiter zunehmen.
LG Günther