6. September 2024

Problemschüler?

Ein Bericht in der Steirer-Krone zur neuen steirischen Initiative – „Problemschüler:innen“ mit Zustimmung ihrer Eltern während ihrer Suspendierung zu intensivpädagogischen Stunden zu verpflichten – veranlasst mich zu „schwierigen“ Schüler:innen zu schreiben:

Ich arbeite seit zwanzig Jahren als unabhängiger und externer Mobbing- und Gewalt-Präventionstrainer österreichweit an Schulen; doch was sind überhaupt „Problemschüler:innen“?

Dr. Jens Bartnizky, schrieb das Buch „Schwierige Kinder – Schwierige Klassen. Was tun, wenn’s brennt?“ und schlägt folgende Definition vor: „Schwierige Kinder sind Kinder, die wegen ihres Verhaltens von Pädagog:innen als schwierig erlebt werden … und „Schwierige Kinder sind Kinder, für die das Leben (in der Schule) schwierig ist …“ und daher wäre generell die Frage zu stellen, wer sind diese „schwierigen“ Kinder überhaupt.

Meinen Präventionsansatz beginne ich mit einer „Ist-Zustands-Analyse“ für die Klasse, um den Verursachungsschwerpunkt zu suchen, denn wer nicht nach möglichen Ursachen zu Störungen, zu Mobbing, zu Gewalt … sucht, kuriert nur an Symptomen herum. 

Diese steirische Initiative bewerte ich als 1. Schritt positiv und gleichzeitig kritisch, weil …

🔴 es offenbar keine Analyse zur Frage nach den Ursachen der Störungen, Mobbing und Gewalt gibt! Kinder und Jugendliche entwickeln sich jahrelang dissozial und die Gründe sind auch bei Eltern, dem sozialen Umfeld uam. zu suchen und sind sicherlich multikausal;

🔴 die Intervention zu spät kommt! Pädagog:innen bemühen sich davor oft schon monate- oder jahrelang, um die Gewalt zu beenden und um geregelt und effektiv unterrichten zu können. Sehr oft sehe und spüre ich die Erschöpfung und den Stress, der davon ausgeht und

🔴 zukünftige Störungen, Mobbing und Gewalt durch eine kurze Intervention nicht verhindert oder vermindert werden! Um eine neue Qualität in die Klassen zu bringen, müsste Gewalt- und Mobbing-Prävention fest in der schulischen Alltagsarbeit verankert sein.

Störungen, Mobbing und Gewalt sind „sichtbare“ Handlungen, wirksame und nachhaltige Mobbing- und Gewaltprävention ist dagegen „unsichtbar“ und politisch – leider auch in der Steiermark – nach wie vor kein Thema!

LG Günther