4. September 2024
Wenn Eltern unter ihrer Erziehung leiden Nr. 2
Während einer Trainings-Pause bat mich die Klassenlehrerin einer 3. Klasse Volksschule, mit einer Mutter zu reden, die mich um folgenden Rat bat: „Hr. Ebenschweiger, meine Tochter nervt, vielleicht können Sie mir helfen.“
Auf die Frage, wie ich mir „nerven“ vorstellen kann, sagte die Mutter: „Ich bin berufstätig und meine Tochter (8) hält keine vereinbarten Regeln und Zeiten ein, zeigt mir gegenüber ein schamloses Verhalten und fordert und fordert und fordert. Ich weiß mir nicht mehr zu helfen, vielleicht haben Sie einen Tipp für mich bzw. für uns.“
Mein Vorschlag an die Mutter war: „Ihre Tochter und Sie nehmen ein Blatt Papier und beide schreiben darauf ihre Bedürfnisse und ihre Wünsche und dann vergleichen sie. Ich gehe davon aus, dass es in ihrem Fall große Unterschiede zwischen den Bedürfnissen geben wird und daher rate ich Ihnen, mit ihrer Tochter gemeinsam die Bedürfnisse abzuklären, zu bestätigen und für den Fall der Nichteinhaltung Konsequenzen anzusprechen.“
Dieser Vorschlag gefiel der Mutter offensichtlich und doch kam sofort die nächste Frage: „Und was ist, wenn sich die Tochter trotzdem nicht daran hält?“
Ich antwortete: „In diesem Fall müssen die vereinbarten Konsequenzen klar und deutlich umgesetzt werden, denn ihre achtjährige Tochter hat ihr Territorium in der Familie bereits abgesteckt und wird sich das nicht freiwillig wegnehmen lassen.“
Jetzt sah ich die Hilflosigkeit in den Augen der Mutter und sie sagte mir, dass sie noch nie Konsequenzen ausgesprochen und umgesetzt hat.
Die „Alternativen“ der Mutter, sind allerdings nicht sehr rosig, denn wir alle haben zwar die gleichen Rechte, sind aber nicht gleichrangig., d.h., Eltern haben eine sehr hohe Verantwortung für ihre Kinder.
Wenn die Mutter es nicht schafft diese Verantwortung zu übernehmen, wird ihr Leidensweg und ihr Leidensdruck länger und größer und sehr oft endet dann die Erziehung und somit die Verantwortungsübernahme für die Zukunft der Kinder bereits nach der Volksschule; oder – wie meine Erfahrung auch zeigt – schon mit Beginn des Kindergartens.
LG Günther