
20. Oktober 2024
Die Seele berühren
Mich lässt es nicht los, dass sich die österreichischen Parteien für 2024 die Summe von 80 Millionen Euro für Plakate, Inserate, Streuartikel und Werbeauftritte einfach so genehmigt haben.
Damit lassen sich Menschen heute nicht mehr berühren; schon gar nicht emotional erreichen. Was hätte man alles mit dieser Summe machen können und wie viele Kinder und Jugendlichen hätte man damit helfen können, denn Tatsache ist, dass es bei vielen jungen Menschen ums Überleben geht.
Wir brauchen mehr und mehr Präventions-Expertinnen und -Experten als Unterstützungssysteme in den Familien, den Kindergärten und Schulen. Wir brauchen diese Expertinnen und Experten, um diese jungen Menschen emotional zu erreichen, sie zu motivieren und ermutigen und um ihnen helfen zu können.
Ich habe in einer Volksschule ein Selbstbehauptungstraining durchgeführt und in einer 3. Klasse die Kinder auch über das Thema „häusliche Gewalt“ aufgeklärt. Dazu verwende ich auch einen Fragenbogen mit der Frage, ob sie davon schon gehört haben. 95 Prozent der Kinder antworten mit nein und fünf Prozent mit ja; aus den Medien.
Ein Mädchen hat einmal aufgezeigt und gesagt: „Herr Günther, können Sie mir bitte die Notrufnummer für meine Mama nochmals sagen. Ich habe den Kindern dann die Frauenhelpline gegen Gewalt 0800-222-555 auf die Tafel geschrieben, weil ich bemerkt habe, dass mehrere Kinder diesen Wunsch hatten.
Tatsache ist, dass sich (Fehl-)Entwicklungen in den Familien, in der Erziehung, im sozialen Verhalten und in der Gesellschaft erst im Kindergarten und dann in den Schulen zeigen und für „Lösungen“ dürfen nicht die Pädagog:innen verantwortlich sein.
Dafür braucht es Präventions-Expertinnen und -Experten, die auch gruppendynamische Prozesse erkennen und verstehen können und darauf mit Maßnahmen der universellen, selektiven und indizierten Prävention oder schon mit Intervention professionell reagieren.
LG Günther