12. Oktober 2024

Kontrolle

Kontrolle“ ist ein Wort, das ich immer wieder bei meinen Trainings auf meine Fragen „Was stört mich in der Klasse?“ und „Womit bin ich unzufrieden?“ lesen und hören kann. 

Es sind vielfach Mädchen und Frauen, die sich in Österreich integrieren wollen, die sich auf einen Beruf, eine Familie und vor allem auf ihre Zukunft vorbereiten wollen; von Burschen und Männern aber daran (be-)gehindert werden.

Die Mädchen und Frauen erklären auf meine Nachfrage, dass das Wort „Kontrolle“ für sie für folgende Verhalten steht: Ungleichbehandlung in den Familien, im sozialen Umfeld und zwischen Frau und Mann, Vorschriften, wie ich mich bekleiden bzw. verhüllen muss; Kritik, Drohung und Abwertung, wenn ich mich anders kleide oder nicht richtig kleide, z.B. weil Haare aus dem Kopftuch ragen; keine freie Meinungsäußerung in ihrem Umfeld, patriarchale Gewalt in der Erziehung und in den Familien und keine Möglichkeit als Frau selbst über das eigene Leben und die eigene Zukunft entscheiden zu dürfen.

„Kontrolle“ ist also ein Synonym für ein sehr problematisches Verhalten, für eine unsichtbare Gewalt, die wir nicht sehen, hören und spüren und unter der viele Mädchen und Frauen leiden.

Dieses männliche und problematische Kontrollverhalten ist oft auch Teil eines Radikalisierungsprozesses, weil mir die Burschen und Männer bei Diskussionen sofort per Smartphone zum Beispiel Vers 33:53, Vers 33:32-33 oder auch Vers 24:30-31 zeigen und ich – wenn ich auf Grund meiner beiden Studien „Neosalafistischer Islamismus“ und „Interreligiöser Dialog“ an der DUK – in eine Diskussion über Menschenrechte, Werte und Normen trete, durchaus auch beschimpft werde.

Hier wird unter dem Vorwand der Religionsfreiheit versucht, eine Gesellschaftsordnung einzuführen, die höchst problematisch ist und für mich auf einen unsichtbaren Radikalisierungsprozess hinweist, der uns als Gesellschaft in Zukunft massiv beschäftigen wird.

LG Günther