
5. Oktober 2024
Unzufriedenheit
Die letzten Wochen standen wieder ganz im Zeichen von Trainings zu Gewalt-, Mobbing- und Radikalisierungsprävention und die Zielgruppe waren Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren. Ein Thema zog sich wie ein roter Faden durch alle Stunden: Die Unzufriedenheit der Jugendlichen!
Ich bitte die Jugendlichen in Gruppenarbeiten mir ihre Unzufriedenheit(en) zu nennen und ich wundere mich heute nicht mehr, aber die Mindmaps gleichen sich wie ein Ei dem anderen.
Ganz oben auf den Mindmaps steht die Unzufrieden der Jugend mit der Politik und mit den Parteien; so lese ich regelmäßig Begriffe wie Nazis, Islamismus, zu viel Migration oder aber auch Inflation, Kosten und Preise. Gefolgt werden diese Begriffe von Familie, Rassismus, Diskriminierung, Ausgrenzung, Frauenfeindlichkeit, Ungleichbehandlung, Gewalt, Unsicherheit, Mobbing, Belästigung, Drogen, Respektlosigkeit, Stress, Hass, Macht, Korruption …
Meine Aufgabe bei diesen Trainings ist es nicht Lösungen anzubieten, auch nicht zu bagatellisieren oder dramatisieren, sondern aktiv zuzuhören, einerseits die Jugendlichen zu verstehen und ihnen andererseits aber auch zu sagen, was im Rahmen unserer Normen, Gesetze und Werte noch akzeptierbar ist und sie zur Reflexion und im besten Fall zu einem Perspektivenwechsel anzuregen.
Es ist leicht, jemanden die Schuld an meiner Unzufriedenheit zu geben – und auch das zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Gesellschaft –, weil ich mich gleichzeitig dafür jeder Verantwortung entledige und selbst nichts mehr dazu beitragen muss.
Ich versuche den Jugendlichen zu vermitteln, dass es nicht für alles eine Lösung gibt, wir aber selbst und wir als Gemeinschaft durchaus einen nicht unwesentlichen Beitrag zu mehr Zufriedenheit leisten können und müssen, denn wie Peter E. Schuhmacher, ein Publizist, einmal gesagt hat: „Unzufriedenheit ist die ideale Brutstätte für Unfrieden.“
LG Günther