14. Februar 2025

Anreizsystem

Dazu beginne ich mit zwei Beispielen: 
Im Marketing gibt es kurz gesagt den A-, den B- und den C-Kunden. Der A-Kunde ist mit den Leistungen und der Ware zufrieden, der B-Kunde ist ziemlich zufrieden und der C-Kunde ist absolut unzufrieden. Im Sport gibt es ähnliche Fan-Kategorien. Der A-Fan ist zufrieden und möchte einfach nur den Sport genießen, der B-Fan ist ein Fan, der manchmal emotional wird und der C-Fan, das sind die Fans, die randalieren; den C-Kunden wird aber die meiste Aufmerksamkeit geschenkt.

Im Unterschied zu diesen beiden Beispielen, wo die Akteur:innen frei entscheiden können, leben Kinder in Zwangsgemeinschaften und können sich aus der Kindergartengruppe oder der Schulklasse nicht verändern.

Um das Verhalten der gruppendynamischen Prozesse zu verbessern, müssen wir daher nicht bei „C-Kategorie-Schüler:innen“ ansetzen, sondern bei den „A- und B-Kindern“, die die  Stabilisator:innen der Gruppe bzw. Klasse sind, die aber ein gemeinsames prosoziales Ziel und als Gruppe, die Unterstützung der Pädagog:innen brauchen, weil sie als einzelne Personen nicht in der Lage sind, das Ziel – die Störungen des Unterrichts und die Störungen des Zusammenlebens – zu reduzieren.

Das heißt, den Schüler:innen, die keine Schwierigkeiten machen (aus dem Buch „Schwierige Kinder – Schwierige Klassen von Dr. Jens Bartnitzky) mehr Aufmerksamkeit schenken und sie über ein Anreizsystem als Gruppe und Klasse stärken und so gemeinsam versuchen, die schwierigen Kinder mit ins Boot zu holen.

Ein Anreizsystem braucht daher zuerst eine gemeinsame Ist-Zustands-Analyse zum gewünschten Gruppen- bzw. Klassen-Verhalten und darauf aufbauend, Motivationsanreize für die Gruppe bzw. Klasse als Ganzes. Diese sind allerdings individuell, weil sie vom Alter, der aktuellen Situation, der Massivität des dissozialen Verhaltens uam. abhängig sind und verlangen auch nach Kreativität.

In Volksschulen eignen sich beispielsweise zusätzliche Spieleminuten, Rollenspiele, Musik, Bastelzeit …, in MS und Gym’s vielleicht ein gemeinsamer Kinobesuch, etwas gemeinsam unternehmen, uam., um ein gewünschtes Tages-, Wochen-, Monats- oder Jahresziel im Verhalten der Gruppe oder Klasse zu erreichen.

LG Günther