13. Februar 2025

Du Arschloch!

Ich hatte vorgestern und gestern zwei Fortbildungsveranstaltungen. Einmal mit rund 50 Professor:innen eines Gymnasiums zum Thema „Unterrichtsstörungen: Wenn der Geduldsfaden reißt!“ und gestern mit Verantwortlichen und Leitungen von Kinderkrippen, Kindergärten, Volksschulen, Nachmittagsbetreuungen in Kinderhorten bis zu Jugendzentren; und das Thema war hier „Mit Respekt gegen Respektlosigkeit!“

Ein Thema hatten beide Veranstaltungen gemeinsam: „Die Respektlosigkeiten, die Unterrichtsstörungen nehmen zu, während die Frustrationstoleranz, die Ambiguitätstoleranz, die Empathiefähigkeit und besonders die Selbstkontrolle bei den Kindern und Jugendlichen rapide abnimmt.

Die Leiterin einer Kindergartengruppe stellte mir dazu folgendes Beispiel vor und bat mich um meine Meinung: „Hr. Ebenschweiger, ich werde – und das ist kein Einzelfall – bereits von vierjährigen Kindern als „Du Arschloch!“ beschimpft. Ich und meine Kolleg:innen sind ja vieles gewohnt, ich denke aber, wir brauchen uns nicht beleidigen zu lassen. Wenn man dann Vorgesetzte um Rat fragt, bekommt man die nichtssagende Antwort, ich soll pädagogisch wertvoll handeln. Wenn ich dann beispielsweise mit einer Konsequenz „drohe“, kommen Eltern und „drohen“ mir gegenüber sofort mit dem Rechtsanwalt. Was wäre Ihr Rat dazu?“

Mein „Rezept“, wie ich es nenne, ist folgendes:
Eine Kindergartengruppe ist wie eine Schulklasse ein Zwangskontext, also eine Zwangsgemeinschaft, in der zumeist unsichtbare gruppendynamische Prozesse ablaufen. Ich würde daher partizipativ in Form einer Gruppenarbeit die Kinder fragen, welches Verhalten sie stört bzw. sie sich wünschen, welches Verhalten von den Kindern in dieser Gruppe nicht mehr vorkommen soll. Daraus würde ich einen „Gruppenvertrag“ erstellen, auf einem Plakat „prominent“ im Gruppenraum aufhängen und auch den Eltern übermitteln. Diese von den Kindern erarbeiteten Regeln sind zu wiederholen, Themen daraus sollten zu Wochen- oder Monats-Schwerpunkten werden und sollen – als pädagogisch wertvoll – mit einem Anreizsystem gekoppelt sein. Anreizsysteme sind immer individuell, sollen verhandelbar sein und sind für die gesamte Kindergartengruppe – und auch Schulklasse – ein Motivationsfaktor. 

LG Günther