18. Februar 2025

Incivilities

Ich vermute einmal, dass noch wenige Leser:innen diesen Begriff gehört haben. Als Incivilities gelten grundsätzlich Verfallserscheinungen der sozialen Ordnung. Mit dieser Erosion der Ordnung, ist dann eine Einbuße informeller sozialer Kontrolle und eine Steigerung irrationaler Angst verbunden.

Der Anschlag in Villach hat also nicht nur unmittelbare Folgen für die betroffenen Opfer, sondern langfristige Auswirkungen auf die Gesellschaftsordnung vor Ort und in Anbetracht des Geschehens auch auf ganz Österreich.

Das heißt, Menschen werden verunsichert und fühlen sich unsicher und werden im öffentlichen Raum vorsichtiger. Beispiele sind hier zum Beispiel Parks, aber auch Plätze und Orte, die in Medien immer wieder in Zusammenhang mit Drogen, Gewalt und Kriminalität genannt werden.

Menschen beginnen diese „Angsträume“ zu meiden und die „soziale Kontrolle“ durch die Bevölkerung verringert sind. Den massiven Zusatzschaden hat jetzt die dort ansässige Wirtschaft, weil immer weniger Kunden diese Angsträume betreten und lieber woanders oder doch besser gleich online mit Zustellung direkt in die Wohnung oder vor das Haus einkaufen.

In der aktuellen Realität bedeutet diese direkte oder mittelbare persönliche „Opfererfahrung“ durch den „Tatort Villach“ die Erklärung für die steigende Furcht vor Gewalt im öffentlichen Raum und zu sagen „Es braucht sich niemand zu fürchten!“ befeuert diese Angst noch.

Die persönliche Wahrnehmung aus meiner Radikalisierungsprävention zeigt einen klaren Trend zur zunehmenden Unzufriedenheit junger Menschen. Daraus lässt sich ableiten, dass auch das Maß der subjektiven Problemwahrnehmung steigt und Radikalisierungsprozesse anfacht und/oder unterstützt.

Jetzt medial mit „politischen Verkaufsstrategien“ zu sagen, wir brauchen strengere Gesetze oder härtere Strafen, geht ohne ganzheitliches Modell, das mit Radikalisierungsprävention beginnt, völlig an unserer persönlichen und zukünftigen Sicherheit vorbei.

LG Günther