10. März 2025

Gewalt ist einfach, ihre Alternativen komplex!

Viele Demonstrationen am Weltfrauentag zum Thema „Gewalt gegen Frauen“ sind für 2025 Geschichte und waren für die von Gewalt betroffenen Frauen auch nicht hilfreich, da die politisch Verantwortlichen nicht verstehen oder nicht verstehen wollen, dass Gewalt einfach ist, ihre Alternativen aber komplex sind.

Diese zentrale Aussage – Gewalt ist einfach, ihre Alternativen jedoch sehr komplex – des Konfliktforschers Friedrich Hacker, hat sich ein Team bereits im Jahr 2020 zu Herzen genommen und überlegt, was braucht es präventiv, um Gewalt gegen Frauen professionell und wirksam zu reduzieren, denn Lösungsansätze sind komplex und müssen zumindest folgende „Parameter“ berücksichtigen:

  1. Die Gewalt geht zu rund 90 Prozent von Männern aus;
  2. Die Dunkelziffer, also jene Frauen, die keine Anzeige erstatten und sich auch an keine Opferschutzstelle wenden, beträgt rund 85 Prozent;
  3. Die Bewältigungsstrategien der von Gewalt betroffenen Frauen und der gewalttätigen Männer sind unterschiedlich;
  4. die emotionale Betroffenheit der Familien und des sozialen Umfeldes, die auf Grund der raschen Überforderung schnell in den „Fluchtmodus“ wechseln und
  5. die sehr hohe Anzahl psychisch geschädigter Kinder, die diese Gewalt hören, sehen und spüren und sich damit der Gewaltkreislauf von Generation zu Generation fortsetzt.

Doch was nützen uns jahrelange Ausbildungen, die Erfahrungen vor Ort und auch das Wollen und Wünschen, Frauen vor Gewalt und nicht erst nach Gewalt zu schützen, wenn die Politik die Komplexität dieses Gewaltphänomen außen vor lässt und sich  – weil auch gut über die Medien transportierbar – auf einfache, wenn auch hilflose Aussagen reduziert.

Philomena Strasser hat in ihrer Studie „Kinder legen Zeugnis ab – Gewalt gegen Frauen als Trauma für Kinder“ (2001) betroffene Kinder zu Wort kommen lassen: „Da bin ich im Zimmer gelegen und ich habe sieschreien, weinen gehört und ich habe nichts machen können. Weil da habe ich mich nicht mehr ins Zimmer getraut, ich bin innerlich fast verblutet vor Schmerz. Es war furchtbar.“

Ich frage mich, wie können Politiker:innen wenn sie so etwas lesen, hören und spüren und sie um das Thema Gewalt gegen Frauen wissen, noch ruhig schlafen?

LG Günther