22. März 2025
Mobbing-Prävention kann Kindern schaden!

Bei den Fortbildungen der letzten Wochen stellte mir eine Pädagogin folgende Frage: „Lieber Günther, ich hatte vor einiger Zeit einen dreistündigen Mobbing-Workshop und hatte danach das Gefühl, dass es schlimmer geworden ist! Kann das sein?“
⭕️ Klassen und/oder Gruppen zusammennehmen
Selten, aber doch, werde ich angefragt, ob ich nicht – z.B. an einem Projekttag – gleich mehrere Klassen über Mobbing informieren kann. Meine Antwort ist kurz und bündig „NEIN“, weil über mehrere Klassen oder Gruppen hinweg, keine Interaktion stattfinden und ich daher auch nicht professionell und wirksam Prävention umsetzen kann.
⭕️ Drei Stunden sind zu kurz
In drei Stunden könnte ich zwar gut über Mobbing informieren und aufklären, allerdings gibt es bei den direkt von Mobbing betroffenen Kindern und Jugendlichen, bei der Klasse und auch bei den Mobber:innen sofort eine Erwartungshaltung. Einmal, dass das Mobbing beendet und den Opfern und der Klasse geholfen wird und einmal, dass die Mobber:innen unbehelligt bleiben. Bei nur drei Stunden werden die (un-)mittelbaren Opfer entmutigt und sekundärviktimisiert und die Mobber:innen ermutigt weiterzumachen; d.h., das Schweigen einerseits und das Mobbing andererseits wird intensiver.
⭕️ Keine emotionale Berührung zur Ermutigung
Bei nur drei Stunden kann ich auch nicht das Vertrauen und Zutrauen aufbauen, das unbedingt erforderlich ist, um mit emotional berührenden Methoden die Betroffenen und die Klasse zu motivieren und zu ermutigen, über dieses unsichtbare Gewaltphänomen zu reden.
⭕️ Keine Pädagog:innen in den Klassen anwesend
Bei mir muss die Klassenlehrerin oder die Klassenvorständ:innen verpflichtend anwesend sein, weil sie nach meinem zweitägigen bzw. 10stündigen Training Aufgaben bekommen, um die veränderte Gruppendynamik mit der Klasse zu stabilisieren.
⭕️ Meine Antwort zur Frage der Pädagogin: „Ja, das kann nicht nur sein, sondern passiert aus den oben genannten Gründen leider auch regelmäßig!“
LG Günther