5. Mai 2025
„Ich würde mir mehr Zeit zum Lernen wünschen!“

Die letzten Wochen habe ich schwerpunktmäßig und präventiv mit Schüler:innen der 3. und 4. Klassen zu den Themen „Mobbing, Gewalt, Störungen, Klassengemeinschaft und Selbstbehauptung“ in unterschiedlichen Volksschulen gearbeitet.
Es sind Themen, die mit Erziehungsstilen und -haltungen der Eltern, dem Beziehungsangebot der Pädagog:innen und mit dem Zwangskontext, also der Schulklasse und dem gruppendynamischen Prozess mit seinen vielen Facetten prosozialer und dissozialer Wertehaltungen und -handlungen zu tun haben.
Ich bin durch meine Praxistrainings mit Kindern und Jugendlichen schon vieles gewohnt, und doch gibt es immer wieder Situationen, die mich überraschen; besser gesagt, nachdenklich stimmen.
Ich habe den Kindern zu diesen Themen auch folgende Frage gestellt: „Was würdest du dir von dir selbst wünschen?“ und da wurde wirklich oft von den Kindern geantwortet: „Ich würde mir mehr Zeit zum Lernen wünschen!“
Beim Nachfragen stellt sich dann rasch heraus, dass die Nachmittage von Montag bis Freitag mit Fußball, Ballett, Reiten, Tennis, Leichtathletik, … ausgefüllt sind und | oder Kinder bis um 17:00 Uhr in der Nachmittagsbetreuung verbringen (müssen) und es dort so laut ist, dass sie nicht in der Lage sind, sich zu konzentrieren und die Hausaufgaben zu machen bzw. zu lernen.
Kinder, die das sagen, wirken oft erschöpft, sehen keinen Ausweg aus ihrem Dilemma und trauen sich auch nicht den Eltern davon zu erzählen.
Mein praxisnaher Zugang sieht dann so aus, dass ich den Kindern einen Wochenstundenplan gebe und sie bitte, die Nachmittagsstunden, die „belegt“ sind mit roten Punkten und jene Zeiten, an denen sie „frei haben“, mit grünen Punkten zu bekleben; und manche „Bilder“ sind erschütternde Zeugnisse, die eine persönliche Überforderung dieser jungen Menschen vermuten lassen.
Zum Schluss würde mich noch interessieren: „Wie würdest du diese Frage beantworten?“
LG Günther