20. Juni 2025

Das kann und darf doch nicht alles sein?

Die Tat in Graz hat „viele Emotionen aufgewirbelt“ und die Politik hat wie gewohnt rasch und doch nicht ausreichend reagiert. Jetzt, wo sich diese Emotionen als Betroffenheit, als Trauer, als etwas Unbeschreibliches, als Ängste, als Zorn, als Wut, als Hilflosigkeit, als Ohnmacht … etwas gelegt hat, sieht man, dass der Appell des Schulsprechers „Bitte, liebe Regierung, ändern Sie etwas“ von der Politik zu wenig ernst genommen wird.

Es wird zwar über Verbote und Verschärfungen gesprochen und auch beschlossen, aber es gibt schon so viele Verbote, die nicht eingehalten werden.

Mir fallen dazu ein: „Das Verbot, dass Männer ihre Frauen nicht schlagen dürfen“; „das Verbot, dass Männer ihre Frauen nicht töten dürfen“; „das Verbot, dass Eltern ihre Kinder nicht schlagen dürfen“; „das Verbot, dass Erwachsene keine Kinder missbrauchen dürfen“; „das Verbot, dass niemand gemobbt werden darf!“; „das Handy-Verbot an Schulen!“; das Verbotsgesetz!“ …

Neue Verbote zu beschließen, ist daher – ohne gleichzeitig (Gewalt)Prävention ressortübergreifend, unabhängig und professionell zu verankern – wenig wirksam, auch wenn diese Erkenntnis in aufgeheizten öffentlichen Diskussionen – so wie aktuell – gerne verloren geht. 

Neben Verboten braucht es in erster Linie Akzeptanz und Haltung der Politik und der Gesellschaft, um einen Perspektivenwechsel im Denken und Handeln zu erreichen. Beispielsweise Gründe, warum Verbote allein keine ausreichenden Optionen sind: 

Verbote sind oft Ausdruck von Hilflosigkeit;
Verbote helfen nicht dabei, eine Lösung bei Gewalt herbeizuführen;
Verbote haben keine nachhaltige positive Wirkung.

Österreichs Politiker:innen müssen jetzt beginnen, neben Verboten und Verschärfungen, (Gewalt)Prävention in den Mittelpunkt stellen und wir dürfen so lange nicht aufhören zu mahnen, bis zum Schutz der kleinen und großen Österreicher:innen, auch das Realität wird.

Erst wenn auch (Gewalt)Prävention mitgedacht und mit realisiert wird, wird der Appell „Bitte, liebe Regierung, ändern Sie etwas!“ auch Realität und bis dahin gilt: „Das kann und darf doch nicht alles sein?“ 

LG Günther