4. Juni 2025

Mama, mein Herz ist zu klein!

Zum Artikel „Gewalt & Mobbing & Trauer“ schrieb mir eine Pädagogin diese Anfrage: „Lieber Hr. Ebenschweiger, solche Trauer-Situationen habe ich öfters und meine Frage ist: „Wie haben Sie nach dem Brief die Situation entschärft?“

Im konkreten Fall hat mir die Schülerin diesen Brief zusätzlich zu ihrem „Feedback“ geschrieben. Ich habe daraufhin die Klassenlehrerin angerufen, ihr von diesem Brief erzählt und sie gefragt, ob sie Interesse an einem kurzen Workshop zum Thema Trauer hat.

Eine Woche später saß ich wieder in dieser Klasse und habe dann aus dem Buch „Mama, mein Herz ist zu klein!“ von Elke Thompson – www.elkethompson.com – diese Übung mit den Schüler:innen gemacht.

Die Schüler:innen bekamen ein Blatt Papier (A3) und wurden gebeten, den Umriss eines Herzens und dann zu zeichnen, wie viel Trauer in ihrem Herzen ist? Sie zeichneten in schwarz unterschiedliche Flächen in ihre Herzen. Das betroffene Mädchen und zur Überraschung zwei weitere Mädchen, malten ihre Herzen ganz schwarz an.

Nun bat ich die Schüler:innen in unterschiedlichen Farben die Namen aller Menschen, die sie liebten und die ihnen wichtig sind aufzuschreiben; und es wurden viele Namen, viele Farbkleckse und viele bunte Herzen.

Die drei Mädchen ersuchte ich, ihre Herzen auf dem Papier zu vergrößern, um damit auch Platz für Freunde, Liebe, Fröhlichkeit, uam. zu schaffen; es blieb aber bei den drei „schwarzen Herzen“.

Jetzt bat ich die Schüler:innen, uns zu „ihrem Herzen“ ein paar Worte zu sagen, was viele auch taten. Das Mädchen mit dem Brief erzählte der Klasse unter Tränen das, was sie mir geschrieben hatte, die beiden anderen Mädchen wollten nichts dazu erzählen.

Daher hat die Klassenvorständin gemeinsam mit der Schulsozialarbeiterin mit den drei Mädchen gesprochen und sie hat mir ein paar Tage später mitgeteilt, dass sie jetzt wissen, warum die zwei weiteren Herzen schwarz waren; und sie werden den Mädchen helfen.

LG Günther