Ich habe mir nach 41 Jahren Polizeiarbeit meinen (Un-)Ruhestand anders vorgestellt. In meinem 40jährigen Präventionseinsatz, habe ich mich auch mit dem Thema „Ruhestand“ beschäftigt und dafür braucht es aus meiner Sicht zwei wichtige Parameter: Sinn und Spaß im Leben zu haben.

Mein Arbeitspensum besteht von Montag bis Freitag an den Vormittagen österreichweit aus dem systemischen Achtung-Mobbing!“-Training, um gruppendynamische Prozesse in Klassen aufzuzeigen und zu verändern, an den Nachmittagen aus Pädagog:innen-Fortbildungen und Elternberatungen, an Abenden aus Eltern-Informationen und an Samstagen aus Fortbildungen von Elementarpädagog:innen, Hort- und Nachmittagsbetreuer:innen und seit dem heurigen Jahr aus regelmäßigen Zoom-Beratungen für Eltern von Kindern, die Mobber:innen oder Opfer sind.

In den vielen persönlichen und online Gesprächen wird aber immer mehr der Zorn der Eltern – und auch von Großeltern, (Elementar-)Pädagog:innen, anderen Professionist:innen – auf unsere Politiker:innen seh-, hör- und spürbar.

Wenn ich diesen Menschen auf Nachfrage erkläre, dass der steirische Landeshauptmann mir nicht einmal ein Gespräch zum 14. Präventionskongress gewährt hat, die Bundesregierung und auch die steirische Landesregierung keine Ausbildung für weitere Trainer:innen fördert, aber im heurigen Sommer durchaus eine Million Euro für Campingplätze kommuniziert hat und die österreichischen Parteien sich kolportierte 270 Millionen an Parteienförderungen und für die vergangenen Wahlen weitere 100 Millionen genehmigt haben, dann ist der Zorn der Eltern und des sozialen Umfelds der Kinder verständlich.

Die Realität und auch Studien zeigen, dass die Politiker:innen Kinder kaum bis gar nicht in den Fokus nehmen und daher auch nicht fördern, weil es sich um eine „Personengruppe“ handelt, die nicht wahlberechtigt ist und auch über kein Lobbying verfügt.

Ich könnte mit den Trainings aufhören und mich voll und ganz dem Ruhestand widmen und wie die Politik, die Kinder ihren Schicksalen überlassen, doch damit würde ich nicht nur den Sinn und den Spaß „verlieren“, sondern mich auch zutiefst schämen.

LG Günther