Sehr geehrter Hr. Bundespräsident Dr. Alexander Van der Bellen!
Sehr geehrter Hr. Bundeskanzler Karl Nehammer MSc.!
Sehr geehrter Hr. Vizekanzler Mag. Werner Kogler!
Sehr geehrter Hr. Bildungsminister Dr. Martin Polaschek!
Ohne Kompromisse Kinder stärken, schützen und retten!
Mein „Brandbrief“ an die österreichische Politik!
Mein Name ist Günther Ebenschweiger, ich war bis 2017 41 Jahre aktiv in Graz Polizist und beschäftige mich seit Mitte der 80er-Jahre mit (Gewalt-)Prävention und zwar mit den Schwerpunkten sexualisierte und häusliche Gewalt, Mobbing und Cybermobbing und Radikalisierungsprävention.
Ich habe mir als junger Polizist vorgenommen „nicht mehr zu spät zu kommen“, also für die jungen und erwachsenen Menschen mit meiner theoretischen Fundierung, meiner langjährigen praktischen Erfahrung und meiner – wie mir nachgesagt wird – empathischen und proaktiven Persönlichkeit, schon da zu sein bevor Gewalt passiert oder, wenn es schon zu Gewaltphänomenen gekommen ist, diese rasch zu beenden.
Mit dieser Haltung unterstütze ich jeden Tag Kinder, Jugendliche, Pädagog:innen und Eltern, gegen Mobbing und gegen sexualisierte und häusliche Gewalt und somit gegen Angst, Trauer, Wut, Leid; und für eine lebenswerte Zukunft.
Um Kinder stärken, schützen und retten zu können, braucht es einen systemischen, also ganzheitlichen Präventions- und Interventions-Ansatz, der erstens erlernt sein muss und der zweitens dann erfolgreich und wirksam ist, wenn die ausreichenden zeitlichen, personellen und qualitativen Ressourcen vorhanden sind.
Und hier setzt meine Bitte an, denn, wohin ich in den letzten zwanzig Jahren auch gekommen bin, fehlen diese Ressourcen – und ganz offenbar auch das Verständnis seitens der 12 Bundesregierungen, die ich schon erlebt habe – für die Basis; die Kindergärten, die Schulen und somit auch für die Kinder, Jugendlichen und auch für die Eltern und Familien.
Drei Beispiele:
- Ich habe mit dem gemeinnützigen Verein „Österreichisches Zentrum für Kriminalprävention“ – das Präsidium und die Expert:innen arbeiten seit 1999 ehrenamtlich – im Jahr 2001 das theaterpädagogische Präventionsprogramm „Mein Körper gehört mir“ in Österreich auf den Weg gebracht und – worauf wir alle sehr stolz sind – bis heute rund 370.000 Kinder, Pädagog:innen und Eltern erreicht.
Von keiner einzigen Bundesregierung und keinem Ressort gab es seit diesem Start bisher eine finanzielle Unterstützung!
- Mit einem fünfköpfigen Expert:innen-Team habe ich das Präventionsprogramm gegen häusliche Gewalt – wir haben es „simple-help“ genannt – entwickelt, um insbesondere von Gewalt betroffene Frauen und auch die indirekt betroffenen Kinder vor Gewalt niederschwellig zu schützen.
Wir haben Sie und auch andere Minister:innen um Unterstützung ersucht und – wenn überhaupt – abschlägige und teilweise menschlich wie moralisch nicht akzeptable Antworten erhalten.
- Seit sechs Jahren unterstütze ich mit systemischer Mobbing- und Gewalt-Prävention und Intervention – mit sog. „Sozialtrainings“ – Volksschulen, Mittelschulen und Gymnasien, um Kinder und Jugendliche vor Mobbing zu schützen, Mobbing aufzudecken und betroffene Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern und Pädagog:innen zu entlasten und ihnen zu helfen.
Jeden Tag sehe, höre und spüre ich die Belastung und vielfach Überforderung und Erschöpfung der Kinder, Jugendlichen, Pädagog:innen und Eltern, ohne Chance auf Verbesserung des Opferschutzes, der Lebensqualität und der Aussicht auf eine gewaltfreie Zukunft.
Jeden Tag kämpfen Schulleiter:innen, (Elementar-)Pädagog:innen und Eltern mit mir um Anerkennung der Situation, um Entlastung und um ein bisschen Verständnis seitens der Bundespolitik, die ich seit nunmehr 38 Jahren, in denen ich mich mit (Gewalt-)Prävention auseinandersetze, schlichtweg vermisse.
Die Missachtung der menschlichen Würde und des Respekts – und hier ganz besonders der Kinder – hat mich jetzt aber veranlasst, diesen „Brandbrief“ an Sie zu schreiben, denn wo ich auch immer präventiv arbeite, sind „Brände“ gegen Gewalt und Mobbing zu löschen. Um das Märchen „Dornröschen“ heranzuziehen: „Wir müssen gemeinsam die Dornen, die Kinder von einer gewaltfreien Zukunft abschirmen, beseitigen“.
Ich lebe mit gewaltfreier Kommunikation nach Marshall Rosenberg und daher habe ich – hier müsste ich heute sagen „leider“ – nie Forderungen gestellt oder aktionistisch gehandelt.
Daher wünsche ich mir heute umso mehr – und das ist mir und tausenden Kindern, Jugendlichen, Eltern und Pädagog:innen sehr wichtig: Kinder haben Rechte und sie haben daher – kompromisslos und ohne „“Wenn und Aber“ auch das Recht auf eine gewaltfreie Zukunft; und um dieses Recht bitte ich Sie als höchste Entscheidungsträger in der Republik Österreich.
Mit freundlichen und hoffnungsvollen Grüßen nach Wien
Günther Ebenschweiger
+43-676-4 25 4 25 4
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