Beleidigungskultur
Bei meinen Trainings gibt es ein weiteres Merkmal; eine „Beleidigungskultur“ in Peergroups.
Interessant dabei ist, dass, wenn ich die Frage stelle „Was stört dich in der Klasse?“, mir die Kinder und Jugendlichen kaum Beleidigungen und Beschimpfungen nennen. Erst auf Nachfrage, geben sie dann an, dass es viele Beleidigungen in der Klasse gibt.
Auf meine Nachfrage, welche Gefühle dadurch ausgelöst werden, gibt es im Sinne von „Bewältigungsstrategien“ ebenfalls viele übereinstimmende Antworten: „Das macht mir nichts aus!“, „Das ist ja nur Spaß!“ oder auch „Das überhöre ich ganz einfach!“
Wenn ich der Klasse dann Beispiele von Betroffenen erzähle, beginnen viele zu weinen und – wie mir in einer Volksschule ein Bub einmal gesagt hat – „Hr. Ebenschweiger, das ist wie ein Stich ins Herz!“
Der Grund, warum niemand darüber redet, ist – wie mir die Betroffenen sagen –, dass sie, wenn sie Emotionen zeigen, davon ausgehen, dass sie noch mehr gehänselt, ausgelacht, beleidigt oder als „Weichei“ bzw. „Mama- oder Papa-Söhnchen oder -Töchterchen“ niedergemacht werden.
Durch das konkrete Ansprechen der Beleidigungen und der Emotionen sowie des Themas „Petzen oder Hilfeholen“ lernen Kinder und Jugendliche, dass es wichtig ist, nicht zu schweigen, denn – auch das Lernen sie bei mir – „Schweigen ist nicht neutral“!
LG Günther