Wenn Eltern unter ihrer Erziehung leiden Nr. 3
Zu den beiden vorigen Eltern-Postings eine Anmerkung. Ich wurde nämlich gefragt, warum mich vorwiegend Mütter fragen. Diese Frage ist insofern leicht zu beantworten, weil bei meinen Elternseminaren und Elternabenden in Kindergärten und Schulen praktisch ausnahmslos Mütter teilnehmen und – wenn ich die Abwesenheit der Väter „kritisiere“ – die Frauen ihre Männer verbal verteidigen.
Ich würde mir wünschen, dass Mütter und Väter gemeinsam die Erziehungsverantwortung übernehmen und sich daher auch gemeinsam um die Entwicklung und das Erwachsenwerden der Kinder annehmen.
Mir ist durch meine langjährige präventive Arbeit auch bewusst, dass wir auf gar keinen Fall Eltern mit Vorwürfen oder mit „Schuldige suchen“ begegnen dürfen, sondern mit Verständnis, Behutsamkeit und Wertschätzung.
Daher zwei Tipps von mir für Eltern:
Auch wenn die Arbeit, der Stress, die Herausforderungen, kaum Zeit lassen, sich tagsüber um die Bedürfnisse der Kinder zu kümmern, sollte (muss) es möglich sein, Kinder beim Einschlafen und Aufarbeiten des Tages zu begleiten. Ich habe die Zeit genutzt und Märchen vorgelesen oder welche erfunden und so kamen unsere Tochter Anja und ich ins Gespräch. Wir lachten oft und manchmal gab es wegen der Vorkommnisse am Tag Tränen, doch danach waren wir beide wieder gut für den nächsten Tag gerüstet.
Das zweite Beispiel ist, dass viele Eltern, wenn die Kinder vom Kindergarten oder der Schule nach Hause kommen, fragen: „Wie war‘s?“ oder so ähnlich und Kinder üblicherweise mit „Alles cool!“, „Alles in Ordnung“, „Es war nix!“ antworten.
Hier bietet sich ein „Redestabritual“, das ist ein gemeinsames Gespräch am Wochenende, oder auch alle zwei Wochen, an, bei dem eine Person spricht und die anderen hören schweigend zu. Von Vorteil ist, wenn die Eltern mit ihrer Reflexion – und zwar ehrlich – beginnen, und das Kind dann einladen, auch über sich und seine Erfahrungen im Kindergarten oder der Schule zu sprechen.
LG Günther Ebenschweiger