Ah, Sie ziehen in den Krieg
Einzelne Schüler:innen, die in Klassen körperlich, physisch, verbal und auch sexuell gewalttätig sind, sind genauso ein topaktuelles Thema, wie Schüler:innen, die derart den Unterricht stören, dass kein regulärer Unterricht und somit keine Bildung mehr möglich ist.
Ein Beispiel: Ich wurde um ein Training gebeten, kam wie immer früher in die Schule und eine Lehrerin fragte mich, ob sie mir helfen kann. Als ich ihr sagte, dass ich zu einem zweitägigen Training in die Klasse xx komme, sagte sie: „Ah, Sie ziehen in den Krieg!“
In der Klasse xx saßen 27 Schüler:innen; fünf davon hatten keinen Bock auf Lernen und störten im Minutentakt. Erst als diese Schüler die Klasse verlassen mussten, kehrte Ruhe ein und die 22 Schüler:innen bedankten sich, dass sie jetzt etwas lernen konnten.
Zeitliche Suspendierungen sind keine Maßnahmen, die der Schule, den Pädagog:innen bzw. den Klassen helfen. Wenn Schüler:innen beispielsweise für 14 Tage suspendiert werden, geschieht oft folgendes: Sie nutzen dieses „Schul-time-out“, um exzessiv Computerspiele zu spielen, um Drogen zu konsumieren, sich mit gewalttätigen Cliquen zu treffen oder sich weiter zu radikalisieren. Wenn sie dann wieder in die Schule kommen, werden sie von anderen Schüler:innen als „Heroes“, als „Kings“ angesehen; und die Situation hat sich für die Klasse und die Schule verschlimmert.
Egal ob es Schüler:innen gibt die gewalttätig sind oder „nur“ pausenlos stören; es gibt direkt oder mitbetroffene Schüler:innen und Opfer, die in der ganzen Diskussion wieder einmal vergessen werden.
Was mir auch fehlt ist die Frage nach Ursachen, nach den sozialen Risikofaktoren dieser dissozialen Verhalten; Gewalt in der Familie, Erziehungsgewalt, Traditionen, Patriarchalismus, emotionale Vernachlässigung … und darauf muss man den präventiven Blick richten, denn auch für diese Kinder und Jugendlichen gilt: „Wer Schwierigkeiten macht, hat Schwierigkeiten!“
LG Günther