8. Januar 2021

Laute und leise Menschen!

Es bleibt nicht aus! Ich schreibe meine Meinung, du schreibst deine Meinung und dann gibt es BefürworterInnen, KritikerInnen und solche, die mit Beschimpfungen, Beleidigungen und Hass, also mit verbaler Gewalt reagieren!

Wenn das oft passiert und wir wegen unserer Meinungen, Aussagen, Stellungnahmen, Entscheidungen beleidigt, kritisiert, oder sogar mit Gewalt bedroht werden, dann gehen die Menschen solchen Konfrontationen letztlich aus dem Weg; wir werden still und leise und die Lauten gewinnen immer mehr die Oberhand!

Meine Reaktion!

Erstens: Ich frage nach und wiederhole das Gesagte. 

Der Grund ist das Vier-Ohren-Modell! Wir alle wissen, es gibt das „Vier-Ohren-Modell“ – Selbstaussage, Sachaspekt, Appell und Beziehungsaspekt – von Schultz von Thun und je nachdem wie ich die Aussage „analysiere“, komme ich zu verschiedenen Kommunikationssituationen.

Zweitens: Ich paraphrasiere

Das heißt, ich beschreibe mit eigenen Worten (paraphrasieren) die emotionale Situation meines Gegenübers, wie z.B.  „Ich sehe, das regt dich auf!“ oder „Ich würde gerne verstehen, warum du so emotional bist?“ oder „Ich sehe deinen Zorn zu diesem Thema! Oder „Deine Lautstärke ist anders als sonst!“ … und hänge hier die Frage unter „Viertens“ dran!

Drittens: Transaktionsanalyse

Entscheidend ist auf alle Fälle, die Person nicht persönlich anzugreifen, sondern ganz bewusst und behutsam die Person von der Aussage zu trennen. Wenn ich das nicht tue, schaffe ich nicht nur die Grundlage zur Aussage „Ich bin ok, du bist nicht ok“, das Gegenteil der Transaktionsanalyse, sondern verbaue mir damit auch die Chance, ein alternatives Narrativ und ziemlich sicher auch eine positive Veränderung zu schaffen.

Einsichtsfalle

Was wenige kennen ist der Begriff der „Einsichtsfalle“. Wenn ich – wie oben geschildert – die Aussage samt Person kritisiere, wie z.B. „Du schon wieder!“, oder „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass …!“, oder „Von dir habe ich mir nichts anderes erwartet!“ verbunden mit dem Hinweis, jetzt und in Zukunft diese Aussagen, Störungen zu unterlassen und dann noch die Frage stelle: „Hast du mich verstanden?“, dann wird sehr häufig ein Kopfnicken erfolgen und schon bin ich in der Einsichtsfalle gelandet. 

Mir geht es in diesem Moment zwar gut, aber es hat sich nichts geändert, denn die Person wird heute, morgen oder übermorgen, das wieder tun; und zwar vor allem, um Aufmerksamkeit zu bekommen und Macht mir gegenüber zu demonstrieren, denn Gewalt – auch verbale – braucht Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit.

Viertens: Meine Frage: „Ich würde gerne verstehen, warum du das gesagt oder getan hast?“

Ich beginne mit diesem Satz – und versuche dabei nicht aufgeregt, verärgert oder wütend zu wirken – denn dann kommt es bei vielen zu einer „Irritation“, weil diese Personen eher gewohnt sind, für ihre Aussage als Person kritisiert zu werden. 

Wenn ich es nicht mit absoluten DialogverweigerInnen zu tun habe, das ist zumeist dann der Fall, wenn die Personen ihr Gesicht nicht verlieren wollen, den Macho weiter „spielen“ müssen, Gewalt als legales Instrument ansehen uam. – dann komme ich auf Augenhöhe in ein versachlichtes Gespräch!

Auf dieser Basis kann ich jetzt gut mit der Person und der Gruppe – und dabei spielt es keine Rolle, ob das SchülerInnen, Lehrlinge, FreudInnen, NachbarInnen, Verwandte, ArbeitskollegInnen ua. sind – diskutieren und argumentieren und hoffen, dass diese Menschen dabei auch andere Möglichkeiten des gesellschaftlichen und verbalen Umgangs, also ein mögliches alternatives Narrativ erkennen.

Dialogverweigerer

Für die absoluten „Dialogverweigerer“ brauchen wir allerdings „schwerere Geschütze“! Meiner Meinung nach wäre es dringlich an der Zeit, zu überlegen, wie wir diese massiven Formen und Zahlen von verbaler Gewalt, von Drohungen, von Hass, von Angstmacherei uuu. in der Realität und Virtualität gemeinsam entgegentreten.

Wir sollten uns eine Art „Sammelklagen“ gegen die lauten und (jetzt noch verbal) gewalttätigen Menschen überlegen, um uns leisen, verständnisvollen, behutsam, reflektierten, zukunftsbetonten Menschen nicht unsere Meinung, nicht unser Wort, nicht unsere Kreativität und vor allem nicht unsere Gemeinschaft wegnehmen zu lassen!

Es ist noch viel zu tun; und um den nachfolgenden Generationen ein lebenswertes und gewaltfreies Leben zu ermöglichen, sollten wir rasch vom Reden ins Tun kommen!

LG Günther