1. April 2022

Stumme und verwundete Kinderseelen

Eine echt herausfordernde Woche liegt hinter mir. Ich war jeden Tag bis heute in einer Volksschule, in einer Mittelschule, ich hatte zwei Elternabende, einen Vortrag an einer UNI, einen Vortrag in einem Grazer Sozialraum und eine Besprechung mit einem erwachsenen Mobbingopfer! Es gibt viel zu erzählen, aber eine Geschichte hat mich sehr hart getroffen und emotional berührt. Ich arbeite in einer ersten Klasse Volkschule, wir plaudern über Ja-und Nein-Gefühle, über Geheimnisse und die beste Methode in diesem Alter ist, die Kinder zeichnen zu lassen. Unter anderem gibt es die Frage „Zeichne, was dich traurig oder dir Angst macht!“ und die Kinder malen normalerweise Dunkelheit, Alpträume, Monster und ähnliches. In dieser 1. Klasse Volksschule war es erschreckend anders. Die halbe Klasse malte – wie es die Kinder nannten – „Krieg in der Ukraine“, mit Panzern, Bomben, Hubschraubern, Flugzeugen und blutigen Menschen. Ich selbst war überrascht und erschrocken und ich fragte die Kinder, woher sie das alles wissen? „Darüber reden ja alle“, oder „Sowas sehe ich auf Youtube“ oder auch „Mama und Papa schauen das und ich muss mitschauen!“ und sie sagten mir unisono „Wir haben Angst, dass der Krieg in der Ukraine zu uns kommt!“ Ich frage mich jetzt, wo bleiben die Politiker, die Medien und die Künstler, die auch für die vielen stummen und verwundeten Kinderseelen ein- und auftreten? Offenbar braucht es wirklich schon die mediale und brutale Darstellung von Krieg, Gewalt und Leid, um hinter dem Ofen ins Licht der Öffentlichkeit hervorzutreten! Ganz ehrlich: Ich versteh’s einfach nicht!

LG Günther