7. Mai 2022

Radikalisierung: eine dramatische Entwicklung

Nachdem ich seit vielen Jahrzehnten mit Kindern und Jugendlichen präventiv und systemisch arbeite, erlaube ich mir einen starken Trend nach „rechts“ zu erkennen. Es gibt bereits ab den Volksschulen rechtsradikale Aussagen und Handlungen. So begrüßen sich Jugendliche mit „Heil Hitler“, zeichnen Hakenkreuze auf die Tafel, auf die Wände und ganz besonders viel „Austausch“ dazu gibt es in den sozialen Foren. Erst vor kurzem habe ich folgende Situation erlebt: Jugendliche,13-14-Jährige hatten, weil einer offenbar damit begonnen hatte rechtsradikales Gedankengut zu posten, fleißig mitgemacht. Als ich sie darüber aufgeklärt habe und ihnen die möglichen strafrechtlichen Konsequenzen aufgezeigt habe, gab es viele Tränen. Eine Gruppe kam in der Pause auf mich zur und fragte mich: „Wir haben, weil wir gar nicht gewusst haben, was wir da tun, vor drei Monaten auch solche Dinge gepostet, werden wir jetzt dafür betraft?“ Eine Lehrerin hat mir kürzlicher zählt, dass ein Bub sie gefragt hätte, wie man eigentlich Hitler schreibe. Auch in meinen Seminaren zur „phänomübergreifenden Einstiegs- und Radikalisierungsprävention“ bekomme ich von Jugendlichen und Erwachsenen praktisch ausnahmslos Fragen zum Rechtsextremismus. Ich denke, wir brauchen eine klare Haltung gegen rechts und gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass mein Wunsch nach mehr Prävention gegen Radikalisierung nicht wirklich gehört wird, denn meine Berichte und meine Reflexionsbögen dazu sind bisher auf „taube Ohren“ gestoßen.

Liebe Grüße,

Günther