5. Juni 2022

Einsatzort Schule

Auf dem Berg

Du willst einen Berg, einen 3000er erklimmen. Um das umzusetzen, bereitest Du dich vor: du trainierst Kondition und Kraft, kaufst dir die passende Kleidung samt Rucksack und füllst diesen mit den notwendigen Utensilien: Kleidung, Regenschutz, Handschuhe und Haube, Signalpfeife, Taschenlampe, Kompass usw. So ausgestattet, genauer gesagt, gut vorbereitet, geht es los. Du weißt, dass im Falle eines Notfalls Expert:innen der Bergrettung, des Rettungsdienstes, der Alpinpolizei vorbereitet sind, um dir zu helfen. Und dann passiert es: Du rutscht aus und verstauchst dir derart den Knöchel, dass du nicht mehr weiter kannst; der Anruf bei den Einsatzkräften ist die logische Folge. Um dir rasch helfen zu können, brauchen die Einsatzkräfte die Koordinaten deines Standortes – Längengrad, Breitengrad, Höhenangabe. Dadurch sind die Helfer rasch zur Stelle, um dir zu helfen.

Zurück zur Schule:

Hier haben wir eine ähnliche Situation: Sie als Schulleiter:in haben sich mit Ihren Pädagog:innen auf alle Eventualitäten – Feuer, Unfall, Amok – gut vorzubereiten. Die Einsatzkräfte: Polizei, Rettung, Feuerwehr –sind ebenfalls gut vorbereitet. Sie ahnen vielleicht schon, was kommt – aber ist das Schulgebäude, auch gut vorbereitet, sind die Koordinaten – jetzt nicht der Berg, aber die Eingänge, Stiegenaufgänge, Gänge, Klassenräume, Stockwerke, den Einsatzkräften bekannt? können sie sich darin gut orientieren? finden sie sich rasch zurecht? Schulgebäude sind zumeist Gebäude mit mehreren Aus- und Eingängen, Stockwerken, Stiegenaufgängen. Manchmal wird im Laufe der Jahre etwas dazu gebaut , mit mehreren, oftmals verwinkelten Seitentrakten, oder es befinden sich mehrere Schulen oder Organisationen unter einem Dach – Kindergarten, Volksschule, Mittelschule, Gymnasium oder mehrere Gymnasien. Solange jemand (Schulleiter:in, Pädagog:in, Kinder/Jugendliche, Eltern) den Einsatzkräften mitteilen kann, wo sich der Vorfall ereignet hat, sind diese rasch am Einsatzort und können helfen. Aber was ist, wenn z.B. durch Panik plötzlich nicht mehr klar ist, wo sich Opfer oder der Täter aufhält? Jetzt brauchen Einsatzkräfte länger, um Opfer und/oder Täter zu lokalisieren!

Mehr Sicherheit durch Orientierung

Amokläufe an Schulen und gezielte Tötungsdelikte – Gott sei Dank kaum in Österreich – und auch das Auslösen von Feueralarmen, Versprühen von Reizgas und andere Anlässe machen deutlich, dass Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste verbindlich in Schulen eingesetzt werden. Der Erfolg solcher Einsätze hängt auch wesentlich davon ab, wie schnell Opfer, aber auch Täter lokalisiert werden können. Schneller ginge es, wenn bereits über Notruf mitgeteilt werden würde, wo genau in der Schule sich das Tatgeschehen abspielt, an welcher Stelle exakt sich Verletzte befinden, wo genau ein Brand ausgebrochen ist, oder sich ein Täter aufhält. Die Leitstellen der Einsatzkräfte können diese Informationen nutzen, um Kräfte gezielt dorthin zu führen. Zudem müssen sich Einsatz- und Rettungskräfte schnell und sicher auf dem Schulgebäude und in den Gebäuden orientieren können. Sie sollen sich nicht „verirren“ und dadurch unnötig lange Wege zurücklegen. Schulen sind für „Schulfremde“ häufig unübersichtlich. Bei Einsätzen von Einsatzkräften fehlt es an Kennzeichnungen („Koordinaten“) der verschiedenen Gebäude, Trakte, Eingänge, Treppen und Gänge. Einen genauen Standort im Gebäude über Telefon oder Funk mitzuteilen ist daher kaum möglich. Die Polizei Gütersloh (Deutschland) hat deshalb bereits vor Jahren das Modellprojekt „Einsatzort Schule“ entwickelt und in Kooperation mit den weiteren Einsatzorganisationen eine Kennzeichnung (Beschriftung) für Schulen umgesetzt, das ich dir im Anschluss mit Genehmigung präsentieren darf. Das heißt, eine Schule – das trifft aber auch jedes andere öffentliche oder private Gebäude zu – wird für einen Einsatz so beschildert, dass sich die dort agierenden Einsatzkräfte schnell und sicher orientieren können. Das kann für den Erfolg des Einsatzes ausschlaggebend sein!

Liebe Grüße,

Günther