6. Juni 2022

Leidensweg

Morgen starte ich in diesem Schuljahr in die letzten systemischen Präventions- und Interventionseinsätze gegen Unterrichtsstörungen wie zB. „Beleidigungskulturen“, Mobbing und Gewalt, die – fast so wie im letzten Schuljahr – mit Ende Juni enden, um dann bereits mit 14. September wieder durch zu starten. Ein Fall eines Buben, der mit neun Jahren über keinerlei Impulskontrolle verfügt, macht mir dabei Sorgen. Sorgen deshalb, weil die Eltern nicht erkennen oder erkennen wollen, dass ihr Sohn und sie als Eltern dringend Unterstützung brauchen. Bei mir gilt das Motto: „Ein schwieriges Kind hat Schwierigkeiten“ und so sehe ich das auch bei diesem Buben. In meiner systemischen Arbeit stehen nie Personen, sondern ausschließlich Situationen und Verhaltensweisen im Vordergrund. Das Verhalten dieses Buben, das sich in massiven Beleidigungen und körperlichen Attacken äußert, ist – wenn die Eltern bereit wären, sich helfen zu lassen – vermutlich zu verstehen; sie sind aber auf gar keinen Fall zu tolerieren. Ich werde diesen Eltern sagen, dass ihr elterlicher „Leidensweg“, der des Sohnes und auch des sozialen Umfelds in den kommenden Jahren massiv zunehmen wird und – wie ich es nenne – ich ihnen gerne „die Hand reiche“, um sie zu unterstützen. Die Entscheidung treffen die Eltern selbst, die Konsequenzen sind von ihnen zu tragen – Ich hoffe, sie verlassen ihre Komfortzone und erlauben so, den Leidensweg für alle Beteiligten emotional zu reduzieren und zeitlich zu minimieren.

Liebe Grüße,

Günther