1. Juli 2022

Bösartig und doch hilfsbedürftig

Beim letzten Sozialtraining wurde mir (wieder) bewusst, wie bösartig Mobber:innen innerhalb der Klassen-Peergroup gegenüber Schüler:innen sein können – und dennoch: „Schwierige Kinder haben Schwierigkeiten“, lautet ein Spruch. Ich werde nicht den gleichen Fehler wie die letzten 12 Bundesregierungen machen und nur den Opfern helfen, denn auch die kindlichen und jugendlichen Mobber:innen und Täter:innen brauchen dringend Hilfe. Wenn wir nur den Opfern helfen (damit das nicht falsch verstanden wird: Opferhilfe ist zwingend und dringend notwendig!), führt mich das zu folgendem Schluss: Wir lassen Kinder zuerst in den Brunnen fallen, um dann zumindest denen, die den Mut haben, nicht mehr zu schweigen, mit viel medialem Trara, „Hilfe“ anzubieten.

Die durchschnittlichen neun Prozent, die den Mut haben, ihr Schweigen zu brechen, bekommen dann Hilfe. Rer Rest (91 Prozent) bleibt in seiner Opferrolle schweigend unbemerkt. Daher wäre gerade Gewaltprävention so wichtig, um die Opferzahlen mittel- bis langfristig zu senken und den jungen und erwachsenen Menschen eine gewaltfreie Vision für ihre Zukunft zu ermöglichen. Mich wundert es daher nicht, dass die Bundespolitik auch wegen dieser kinder- und opferfeindlichen Haltung so in Verruf geraten ist – nach 37 Jahren meiner gewaltpräventiven Arbeit stirbt jedoch die Hoffnung zuletzt.

Liebe Grüße,

Günther