1. Oktober 2022

Vaters schädlicher Ratschlag!

Bitte stelle dir jetzt mit mir vor, wir sitzen in einer 2. Klasse Gymnasium und die Schüler:innen haben mir auf die anonyme Frage „An welcher Schülerin, an welchem Schüler, werden wiederholt und absichtlich Menschenrechte verletzt?“, den Namen Fabian auf die Kärtchen geschrieben. Fabian wurde ausgeschlossen, geschlagen und getreten, brutal beschimpft, sein Name wurde verzerrt, seine Mama wurde beleidigt und in der WhatsApp-Gruppe unter anderem auch mit „geh sterben, wir brauchen dich nicht“ über eineinhalb Jahre gemobbt; nicht im Unterricht, aber in den Pausen, am Schulweg, im Internet! Ich frage jetzt Fabian „Wie geht es dir?“ und er sagt: „Ganz gut, weil ich ignoriere das einfach!“ Ich frage nach „Warum ignorierst du das?“ und seine Antwort darauf: „Mein Vater hat gesagt, ich soll das alles ignorieren! Jetzt versucht Fabian nicht zu weinen, was ihm nicht wirklich gelingt; weil niemand sowas aushalten kann! Ich bitte den Klassenvorstand, die Mutter oder den Vater anzurufen und zu fragen, ob jemand zu Mittag in die Schule kommen kann; und der Vater kommt auch! Ich erzähle ihm meine Wahrnehmungen – auch über das „ignoriere das einfach“ und er beginnt zu weinen. Ich mache niemand Vorwürfe – das steht mir auch nicht zu – und ich gebe niemand die Schuld. Der Vater versteht jetzt aber, was er Fabian mit seiner durchaus „verständlichen“ Antwort auf die Bedürfnisse seines Sohnes: „Ignoriere das einfach!“ angetan hat. Ignorieren ist eine Bewältigungsstrategie, eine Anpassungs-und Vermeidungsstrategie, die – leider – den betroffenen Kindern kognitiv, emotional und seelisch sehr schadet!

LG Günther