6. Mai 2023

Verbindung verloren

Eine 3. Volksschulklasse: Die Mobber:innen entschuldigen sich bei den drei von Mobbing betroffenen Kindern vor der Klasse für ihr 2 Jahre anhaltendes dissoziales Verhalten. Ich habe mich mit diesen Kindern einzeln unterhalten und erfahren, dass ihnen zuhause nicht zugehört wird, ihre Bedürfnisse nach Liebe und Anerkennung nicht erfüllt werden, sie teilweise häusliche und persönliche Gewalt erleben und – zusammengefasst – es sich um Kinder handelt, die die (Ver- )Bindung zu ihren Eltern verloren haben. Am folgenden Elternabend zeigten dann diese Eltern nicht die Größe ihrer Kinder, sondern ein Verhalten nach dem: „Die anderen sind Schuld – Erziehungsstil“. Für mich war und ist es traurig zu sehen, zu hören und zu spüren, dass Kinder, die sich an keine emotional verfügbare Bezugsperson wenden können, im Sinne einer „abwesenden Anwesenheit“ eine überwiegend unsichere Bindung entwickeln. Wenn diese regulierende Zuwendung ausbleibt oder unterbrochen wird, bleibt das Kind im Stresszustand, der sich in Unruhe, negativen Affekten wie Mobbing und Gewalt und auch Rückzug zeigt und belastet bei häufiger Wiederholung somit auch die gesamte Entwicklung dieser Kinder.

Zum Schluss ein Feedback eines Buben: „Es war sehr lehrreich. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Es war sehr geil. Du warst sehr nett. Ich werde mich ändern. Ich werde dich vermissen. Ich will, dass es keinen Streit mehr gibt. Ich will, dass du wieder kommst. Ich möchte mich bei dir bedanken, dass du gekommen bist, weil du mir damit echt geholfen hast.“

Liebe Grüße,

Günther