8. September 2023

Vergessene Kinder

Die letzten Tage waren medial stark von den Themen sexueller Missbrauch und Kinderbetreuung geprägt. Im ersten Fall war ich sehr enttäuscht, als ich den Artikel von Conny Bischofberger las. Unter dem Titel „Fall Teichtmeister: Was ist mit den Opfern?“, stand im letzten Absatz: „Könnte sich die Politik nicht mit derselben Energie, mit der sie nun zwei- bis dreimal härtere Strafen auf den Weg bringt, auch auf viel mehr finanzielle Unterstützung für die Opfer einigen? Das würde wirklich helfen. Und vielleicht positive Gefühle auslösen.“

Bei mir haben diese Zeilen negative Gefühle ausgelöst, weil ich mir erwartet hätte, dass auch die Verhinderung von sexuellem Missbrauch eine Rolle spielt. Prävention von sexualisierter Gewalt muss auf der Prioritätenliste an erster Stelle stehen, denn nur ganze sieben (!) Prozent der Opfer machen eine Anzeige – d.h. 93 Prozent schweigen. Opfern zu helfen ist unsere Pflicht. Zu vermeiden, dass Kinder Opfer werden, auch.

Im zweiten Fall überschlagen sich die Forderungen der Bundesregierung und der Kammern nach mehr Kinderbetreuungsplätzen. Leider können Babys noch nicht für sich sprechen, daher würde ich mir wünschen, dass wir als Gesellschaft für diese Kleinen eintreten. Die Frage darf nicht lauten: „Wo können Babys in Zukunft überall betreut werden?“, sondern sie sollte lauten: „Wie kann die Politik und die Wirtschaft Sorge dafür tragen, dass Mütter und Väter zuhause bleiben können, um empathisch, behutsam und mit Resonanz, diese kleinen Wesen in ihrer Entwicklung unterstützen zu können?“ Denn immerhin sind Kinder unsere Zukunft.

Liebe Grüße,

Günther