14. Oktober 2023
Ich möchte nichts falsch machen
Diese Woche hatte ich zwei berührende Momente bei meinem „Klasse ohne Mobbing“-Training. Ein Vater, der dort auch Pädagoge ist, kam zu mir und bat mich um ein Gespräch:
„Herr Ebenschweiger, meine Tochter (16) hat eine Freundin, die ihr über Gewalt in der Familie berichtet und ihr auch gesagt hat, dass sie sich ritzt und immer wieder Selbstmordgedanken hat. Was soll ich tun, damit ich nichts falsch mache?“ Eine Schülerin (17) sprach mich an: „Günther, ich habe eine Freundin, die massiv gemobbt wird und auch schon von Suizidgedanken erzählt . Ich will nichts falsch machen. Was soll ich tun?“
Über solche bedrückenden Erlebnisse zu reden, braucht Mut – aber es braucht auch Antworten, aber bitte keine „Ratschläge“, sonst „verlieren“ wir die unmittelbar und die mittelbar Betroffenen. Die Folgen für alle Beteiligten wären fatal. In der Suizidprävention gibt es den Satz: „Beziehung wirkt antisuizidal“. Das heißt, jede/r die/der zuhört, macht durch das Gesprächsangebot auch ein Beziehungsangebot. Eine wertschätzende Zuhörer:in-Beziehung schafft zwar die Belastungen nicht aus der Welt, gibt aber Hoffnung, mit all den Belastungen nicht mehr allein zu sein. Das heißt: Kontakt halten, im Gespräch bleiben, Entlastung bzw. Unterstützung anbieten, den anderen nicht aufgeben, freundlich bleiben und auf jeden Fall wertschätzend sein. Suizidgedanken müssen ernst genommen werden und sie dürfen nicht überhört, bagatellisiert oder vorgeworfen werden, dann machst du auch nichts falsch.
Liebe Grüße,
Günther