1. November 2023
Vom Reden ins Tun kommen
Österreich ist ein Land der Berge und am Strome und leider auch ein Land der Gewalt gegen Frauen, Mobbing gegen Kinder und ein Land der Suizide, die im Vorjahr um 16 Prozent gestiegen sind. In Österreich wird ganz besonders gerne bei Pressekonferenzen über Opfer- und Frauenschutz – leider nicht über Kinderschutz – geredet und wieviele Millionen die Bundesregierungen schon in diesen Opferschutz investiert haben. Trotzdem wird die Gewalt gegen Frauen und Mobbing gegen Kinder immer schlimmer, immer gemeiner, immer brutaler, immer demütigender und endet wie man hören und lesen kann, in tausenden von Gewalt betroffenen Frauen, in von Mobbing betroffenen Kindern und in Frauenmorden oder in Suiziden. Offenbar – und das bestätigen die Opferzahlen – ist die Gewaltstrategie der Bundesregierungen zu einseitig, zu kurzsichtig, einem Tunnelblick ähnlich gedacht, weil sie professionelle Gewaltprävention nicht berücksichtigt. So wird beispielsweise das von sechs Expert:innen entwickelte Gewaltpräventionsprogramm „simple-help“ nach wie vor nicht gefördert. Seit Jahrzehnten verweise ich darauf, dass wir nur dann Gewalt in den Griff bekommen werden, wenn die österreichische Politik im ersten Schritt vom Reden ins Tun kommt und im zweiten Schritt, einen Perspektivenwechsel vollführt: nämlich vom Opferschutz von Opfern zusätzlich zum Opferschutz von noch kindlichen und Erwachsenen Nicht-Opfern. Wir werden in Österreich erst dann gemeinsam Erfolg gegen Gewalt und Mobbing haben, wenn die Strategie gleichberechtigt die Gewaltprävention und den Gewaltopferschutz berücksichtigt.
LG Günther