26. Januar 2024
Extremismus auf „Höhenflug“
Es begann bereits im November 2023. Immer mehr Ersuchen um zeitnahe Radikalisierungsprävention landeten bei mir per Mail, WhatsApp, SMS und auch als Anrufe. Es waren nicht nur Workshops für Jugendliche, die angefragt wurden, sondern auch ganz konkret Weiterbildungen für Pädagog:innen, Trainer:innen und Betreuer:innen.
Dieser Trend hält unvermindert an – ich bekomme wöchentlich mehrere Anfragen zu den Themen Rassismus, Radikalisierung und Extremismus, mit der Bitte um zeitnahe Hilfestellung.
In einem Gymnasium ging es kürzlich um gruppendynamische Prozesse, und dabei ganz besonders um die Phase „Storming“, wo erste Feindseligkeiten auftreten.
Bei dem Gespräch mit einer Klassenvorständin zu diesem Thema, lief es mir kalt den Rücken hinunter. Diese erzählte mir, dass sie seit einiger Zeit immer wieder das Schimpfwort „du Jude“ in ihrer Klasse vernommen habe, obwohl es keine Jüdinnen und Juden gibt. Also beschloss sie dieser Aussage auf den Grund zu gehen und bekam folgendes zu hören: „Du Jude“ bedeutet, ein nicht ausreichend verbrannter, angekohlter Jude zu sein.
Ich erlebe täglich wirklich viele dissoziale Wertehaltungen, aber das übertrifft alles. Meiner Erfahrung nach, steckt dahinter ein Radikalisierungsprozess, der weitergehend zu Extremismus führen kann. Gedanken, gefolgt von Worten und Haltungen, und schließlich gewalttätigen Handlungen.
Das Gymnasium ist an der Sache dran. Trotzdem bleibt bei mir ein sehr „fahler Nachgeschmack“, weil ich seit beinahe vier Jahrzehnten meines gewaltpräventiven Einsatzes in Österreich keine wirksame Ursachenbekämpfung gegen Extremismus erkennen kann.
LG Günther