16. Januar 2024

Kollektiv im Stich gelassen

In meinen letzten Präventions-Trainings gegen Gewalt, Radikalisierung und Mobbing wurde mir ganz besonders bewusst, wie viele der Teilnehmer:innen (darunter vor allem Pädagog:innen, Betreuer:innen, Trainer:innen, Eltern und Student:innen) von diesen Themen persönlich betroffen sind. 

Wie damit umgehen? Die Unsicherheit ist groß. Man FÜHLT sich schlichtweg im Stich gelassen – ein Prozess des „Opfer-Werdens“ (Viktimisierung) beginnt. Ein im Stich gelassen SEIN durch Fehl- oder Nichtreaktion politischer Entscheidungsträger:innen führt nahtlos zu einer zusätzlichen Viktimisierung (Sekundärviktimisierung).

„Wir fühlen uns politisch in keinster Weise ernst genommen“, waren deutliche Aussagen der Teilnehmer:innen. Das kann ich gut verstehen. Denn ich erlebe in meiner gewaltpräventiven Arbeit genau das gleiche. 

Diese schädigenden persönlichen Erfahrungen ziehen massive negative Folgen in das Vertrauen politischer Institutionen nach sich. Ein Vertrauen, das nicht oder kaum mehr aufgebaut bzw. wiederhergestellt werden kann.

Um eine gemeinsame Zukunft zu schaffen, braucht Österreich auf allen Ebenen wieder Entscheidungsträger:innen, die motiviert, mutig, offen und transparent sind, um zu den Menschen eine starke persönliche Resonanz herzustellen. Nur so kann es mittel- und langfristig gelingen, diese Form der kollektiven Viktimisierung zu stoppen.

LG Günther