19. Januar 2024

Wenn der Sonnenschein verblasst

Bei meinem ersten Training 2024 gab es bereits das erste Mobbing-Opfer. Die Klassenlehrerin sagte dann weinend: „Lieber Günther, viele Kinder kamen und kommen als „Sonnenschein“. Durch die vielen zunehmenden unterschwelligen Konflikte und Mobbingentwicklungen, verblasst dieser Sonnenschein und aus einem strahlenden Lächeln und Leuchten werden stille, ängstliche oder auch aggressive Kinder. Aus diesem Grund bin ich sehr froh, dass du mit dieser Klasse arbeitest.“

Bei Mobbing in Klassen geht es nicht darum, Mobbing-Opfer zum Einlenken oder zur Unterordnung zu veranlassen. Der Fokus liegt einfach nur auf der Ausgrenzung und Demütigung der gemobbten Person. Das zugrunde liegende Problem bleibt meist im Hintergrund, während die angegriffene Person als „das Problem“ in den Vordergrund gerückt wird.

Es ist die Klasse, die Schüler:innen zu Außenseiter:innen abstempelt, nicht der:die Einzelne selbst. Die Folge solcher Ausgrenzung ist ein Verhalten, das oft schon in der frühen Kindheit – wie etwa im Kindergarten oder in der Volksschule – angelernt wurde: Schüchternheit, Zurückgezogenheit, Emotionalität/Weinerlichkeit, Aggressivität oder andere Auffälligkeiten. Diese Bewältigungsstrategien, die in Stresssituationen automatisch zum Vorschein kommen, führen in der Regel zur weiteren Ausgrenzung durch die Klasse. Und leider auch oft zu „falschen“ Reaktionen der Pädagog:innen. 

Während des fünfstündigen Trainings haben mich vier weitere Schulleiter:innen und Pädagog:innen kontaktiert. Alle haben mich wegen akuter Mobbingfälle gebeten, dringend mit diesen Klassen zu arbeiten.

Meine Schlussfolgerung: Mobbing in Klassen hat sich zu einer massiven gesellschaftlichen Krise entwickelt. Es ist für mich erschütternd zu sehen, wie die Politik die Kinder, die Jugendlichen – und auch die Pädagog:innen – sehenden Auges in den Abgrund stürzen lässt!

LG Günther