26. Februar 2024
Doppelmord: Gewalt wird erst bei Mord zum Thema
Wie man aktuell sieht, hört und liest wird Gewalt erst nach einem Mord Thema in den Medien, Opferschutzeinrichtungen und der Politik. Ohne die Morde hätte niemand in den letzten Tagen über Gewalt an Frauen und Kindern und über Gewaltprävention diskutiert!
Aus Interventionsexpert:innen werden plötzlich auch Präventionsexpert:innen!
Expert:innen von Opferschutzeinrichtungen sind wichtig und unverzichtbar. Grotesk wird es aber für mich, wenn nach außen kommuniziert wird, sie seien auch Präventionsexpert:innen. Das wäre so, als wenn Chirurgen, die gut mit dem Messer umgehen können, sagen würden, sie sind automatisch gute Köche.
Wenn Österreich tatsächlich nicht nur mehr Opferschutz, sondern auch Prävention fördert – also das Verhindern und Reduzieren von Gewalt – dann braucht es ein Projektkonzept mit Zielen, Rollen, Risikoanalyse und Kostenaufstellung.
In den letzten 40 Jahren meiner aktiven Präventionsarbeit habe ich mich vergeblich darum bemüht, Politiker:innen zu motivieren, diese ersten Projektmanagement-Schritte einzuleiten. Ursachenorientierte und professionelle Gewaltprävention ernst zu nehmen bedeutet die ersten Schritte in eine gewaltfreie(re) Zukunft von Kindern, Frauen und Männern zu setzen.
Einmal mehr schließt mein Beitrag daher mit dem Plädoyer, die Komplexität von Gewaltprozessen anzuerkennen, und dementsprechend umfassende und nachhaltige Präventionsstrategien in Österreich festzulegen. Bei den Opfern und Morden anzusetzen ist leider zu spät!
Die Uhr tickt. Der nächste Mord ist nur eine Frage der Zeit!
LG Günther