23. Februar 2024

Wenn das nicht aufhört, begehe ich Selbstmord

Es ist Samstag, so gegen 10:00 Uhr, eine Mama ruft mich an:

„Lieber Hr. Ebenschweiger, ich brauche dringend Ihre Hilfe. Mein Sohn geht in eine 2. Klasse Mittelschule und er hat sich mit der Zeit verändert. Er ist ruhiger und zurückgezogener geworden, bekam kaum Einladungen und saß immer öfter vor dem Computer. Ich frage ihn praktisch jeden Tag, ob etwas passiert ist und ob es ihm gut geht. Und ich bekam immer die Antwort „Es passt eh alles!!“.

Gestern ist mir der Kragen geplatzt und ich habe ihn zwei Stunden lang befragt. Plötzlich begann er zu weinen und sagte „Ich werde seit zwei Jahren gemobbt und wenn das nicht aufhört, begehe ich Selbstmord“. Daher brauche ich dringend Ihre Hilfe.“

Ich war bereits zwei Tage später an der Schule und habe neben diesem Buben auch einem Mädchen in derselben Klasse geholfen und das Mobbing dort beendet.

Was können Eltern besser machen? 

Kinder und Jugendliche empfinden das manchmal sehr aufdringliche Nachfragen wie ein VERHÖR. Deshalb gehen sie jeder weiteren Diskussion und Emotion mit den Eltern aus dem Weg. 

Was sie brauchen, ist

  • • Aufmerksamkeit in Form von AKTIVEM ZUHÖREN,
  • • tatsächliches INTERESSE am Leben der Tochter oder des Sohnes,
  • • die Bereitschaft der Eltern, mit den EIGENEN EMOTIONEN gut umgehen zu können, mit der Situation selbst fertig zu werden und die elterlichen Reaktionen gut im Griff zu haben.

Von Mobbing betroffene Kinder und Jugendliche haben zu 100 % Angst davor, dass die Eltern überreagieren – ich nenne es „in den Kampfmodus gehen“. Dass die Eltern in dieser emotionalen Situation Handlungen setzen, die das Mobbing öffentlich machen. Denn damit würde die Souveränität des eigenen Kindes in der Klasse zerstört werden und sogar dazu beitragen, dass sich die Mobbing-Situation verschlimmert. Wenn das passiert, werden die Kinder sich in Zukunft davor hüten, einen Erwachsenen um Hilfe zu bitten!

Also, ruhig Blut 

LG Günther