2. März 2024

Danke, ich nähe meine Wunde selbst

Eine Schulleiterin kontaktiert mich wegen eines „dringend gebrauchten Trainings gegen Mobbing – mit positiven Ergebnissen!!“.

Während meines Klasse-ohne-Mobbing-Trainings zeige ich den Schüler:innen ein Schulungsvideo. Als sie den Startbildschirm sehen, rufen sie: „Den Film haben wir schon gesehen!“ Jetzt erfahre ich, dass zum Thema Mobbing schon vor mir eine Vortragende einer gut geförderten Organisation in der Klasse war, das Mobbing aber nicht stoppen konnte.

Ich zeige also den Film bis zum Schluss und sehe in erstaunte Gesichter. Die Schüler:innen wussten nicht, dass die Mobbingsituation, die in dem Video gezeigt wird, GUT endet. Wie das?

Vom Klassenvorstand erfahre ich, dass die Vortragende den Film an einer kritischen Stelle einfach vorzeitig beendet hat – wo ein gemobbter Bub sagt „So, das war’s.“ Keine weitere Aufarbeitung des Gesehenen und Gehörten. Das ist, als ob man nach einer OP mit offener Wunde liegen gelassen wird.

Ich frage die Schüler:innen, was sie gedacht haben, als der Bub gesagt hat „So, das war’s.“? Die Antwort war einstimmig „Der Bub begeht Selbstmord!“.

Wie immer habe ich den Film in einem anschließenden Rollenspiel aufgearbeitet und konnte so die Wogen glätten. Jedoch finde ich es skandalös und unverantwortlich, dass die Politik Programme fördert, die – wie es die Schulleiterin formulierte – keine positiven Ergebnisse bei Mobbing bringen. Im Gegenteil. Statt Kinder und Jugendliche zu schützen, wird diesen noch seelisch und psychisch geschadet.

Solche Skandale müssen publik gemacht werden, um sie unterbinden zu können! #like #share #talk

LG Günther