12. März 2024
Die gelbe Karte
Meine gewaltpräventive Arbeit an Schulen und mit Jugendgruppen besteht in der Diagnose der Gruppendynamik. Wenn es dissoziale Haltungen und Opfer von Mobbing oder Gewalt gibt, ist es meine Aufgabe, die gruppendynamischen Prozesse zu verändern bzw. zu beenden.
Um dieses Ziel zu erreichen, betrachte ich die Klasse als ein Team – vergleichbar mit jedem Mannschaftssport – in dem jede:r Spieler:in 100% Ernsthaftigkeit und Einsatz geben muss, um gemeinsam zu gewinnen.
Nicht sehr häufig, aber doch, gibt es in diesen Klassenteams „Spieler:innen“ die foul spielen: durch Herausrufen, Auslachen, Kommentieren, „unendliches“ Diskutieren, Tratschen oder Gewalt. Für solch ein störendes und respektloses Verhalten gibt es von mir die „gelbe Karte“.
Ich ermahne die foulspielenden Schüler:innen erst lautlos mit Zeichen. Wenn das nicht hilft, gibt es die gelbe Karte mit einer kurzen Auszeit außerhalb des Sitzkreises.
Um die gleiche Ernsthaftigkeit ersuche ich auch seit beinahe 40 Jahren die Bundesregierungen. Gewalt- und Mobbing-Prävention muss ernst genommen werden, um gemeinsam gegen die zunehmende Gewalt zu gewinnen.
Bisher haben meine respektvollen Hinweise leider nicht geholfen. Nach wie vor foulen die Parteien und die Politik Kinder und Frauen, weil sie mit „Strafen erhöhen“ oder „Strafalter senken“ zwar nicht stören, aber auch nicht helfen. Damit können der gruppendynamische Prozess und der Schutz des „Österreich-Teams“ nicht verbessert werden.
Ich bin gespannt, wann das „Österreich-Team“ den handelnden Parteien und der Politik wohl die gelbe Karte mit einer Auszeit zeigt!
LG Günther